Gijón nach Avilés

Der Jakobsweg von Gijón nach Avilés

Tag 19: 26 Kilometer, wenige Höhenmeter (300 hm), über Santa Eulalia, Trabaza.

Hier geht es nach AVILÉS

Die vielen Straßenkilometer und die durchquerten Industriegebiete im Regen sind heute kein so idyllischer Anfang. Trotzdem geht es mir wieder richtig gut und am Stadtausgang kaufen Jean-Louis und ich uns einen Stehkaffee und ein Hörnchen.

Bei einer kurzen Pause auf einer Parkbank in Santa Eulalia bemerke ich die Ursache für meine nassen Schuhe. Und die ist weniger prickelnd: Beide Sohlen sind komplett durchgebrochen. Das Ende meiner „Wunderschuhe“ aus Santillana ist gekommen.

Was mache ich nun? Erst einmal weiter laufen. Die heutige Etappe gefällt mir nicht, es ist mir an den Straßen zu laut. Erst in Avilés selbst gefällt es mir besser. Der Stadtkern ist hübsch und auch die Pilgerherberge ist recht ordentlich. Als erstes ziehe ich meine kaputten Schuhe aus. Auch innen sind sie total zerfallen. Unter der Einlage ist alles durchgebrochen. Schade eigentlich, denn diese Schuhe haben mich von Santillana bis hierher gebracht. Und ich verdanke ihnen viel. Noch einmal schweifen meine Gedanken zurück nach Santillana zu der freundlichen alten Dame, die diese Schuhe für mich gehabt hat. Nun heißt es aber, etwas Neues zu suchen. Meine Chancen müssten hier in Avilés, der drittgrößten Stadt in Asturien mit knapp 84.000 Einwohnern deutlich besser stehen.

Doch auch hier wird es bei der Schuhgröße 47 schwierig bis unmöglich. Schließlich finde ich in einem kleinen Sportgeschäft unweit der Herberge ein paar groß ausgefallene Sportschuhe in 46. Doch von Anfang an sind da meine Zweifel, denn sie sind recht eng. Ich nehme sie trotzdem.

In der Herberge trenne ich mich jetzt etwas schwermütig von meinen Schuhen aus Santillana. Und nun wage ich noch einen kleinen Kulturtrip in das Herz von Avilés. Ich tauche ein in die bunten Gassen der Altstadt, bummle über den belebten Plaza de España und entdecke eine große Kirche mit dem Namen San Francisco. Ohne Gepäck öffne ich die schweren Holzpforten und trete ein. Eine Trauergemeinde betet gerade den Rosenkranz. 59 Perlen, also 59-mal die

Gebete „Vater Unser“, „Ave Maria“ und „Ehre sei dem Vater“. Und nun all das in einer Fremdsprache. Noch nie habe ich mir wirklich Gedanken über den Rosenkranz gemacht. Bisher war das für mich nichts weiter als Gebete vor sich hinmurmeln.

Bis zur Sohle durchgelatscht und nun am Ende

Rosenkranz auf Spanisch

Doch beim Rosenkranz auf Spanisch bin ich jetzt sofort mittendrin in der Meditation. Meditation in der katholischen Kirche? Scheint fast so.

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,

der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Letzteren Satz habe ich irgendwie noch nie so recht verstanden. Habe ich da jahrelang was gemurmelt, was ich gar nicht verstehe? Ja, so ist es.

Wenn ich schon bei meiner eigenen Muttersprache scheitere, dann kann auch Spanisch kein Problem sein. In hallender Akustik zieht mich das eintönige, aber eindringliche Gemurmel erstmals in den Bann.

Dios te salve María llena eres de Gracia, el Señor es contigo. Bendita eres entre todas las mujeres

y bendito es el fruto de tu vientre Jesús.

Santa María, Madre de Dios, ruega por nosotros los pecadores ahora y en la hora de nuestra muerte.

Amén.“

… bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. [15]

Ich bleibe bis zum Schluss und durch die ständigen Wiederholungen kann ich sogar ein wenig mit murmeln. Heute sitze ich ganz allein hinten, ausnahmsweise einmal links.

Die Trauergemeinde sitzt geschlossen rechts. Ein paar Blicke haben mich am Anfang schon gemustert, doch längst scheint keiner mehr von mir und meinem roten Sporttrikot Notiz zu nehmen.

Das spanische Vaterunser habe ich jetzt schon öfter gehört und es kommt mir vertraut vor. Erst als die Trauergemeinde gemeinsam aufsteht und sich – auch mir, die Hände reicht, ist meine Meditation beendet und ich verlasse fluchtartig San Francisco.

Im Parque de Ferrera gehe ich ein wenig umher und entdecke ein Gedenkschild „Paseo Victimas del Terrorismo“. Und dann entdecke ich Ines, die Österreicherin. Ihre Haare sind seit unserer ersten Begegnung schon ein wenig gewachsen. Ich lade sie ein zu einem Pilgermenü.

Ich habe einen Bärenhunger und in Gesellschaft schmeckt es immer am besten!

Bei dem guten Essen und einem guten Gespräch hätte ich um ein Haar den „Ladenschluss“ der Pilgerherberge versäumt.

Das Vater unser auf spanisch:

Padre nuestro, que estás en el cielo,

santificado sea tu nombre,
venga a nosotros tu Reino;
hágase tu voluntad en la Tierra como en el cielo,
danos hoy nuestro pan de cada día,
perdona nuestras ofensas
como también nosotros perdonamos
a los que nos ofenden,
y no nos dejes caer en la tentación,
y líbranos del mal. Améne

Noch 300 Kilometer

Noch etwa 300 Kilometer sind es nach Santiago de Compostela. In neuen Schuhen, nicht eingelaufen, etwas zu klein. Das wird schon gehen. Ausgerechnet für die kommende Etappe nach San Esteban zeigt mein Reiseführer ein Bild von geschundenen Füßen. Wenn das mal kein böses Omen ist.

Camino Emblem “Camno de la Costa” mit Treppe bergauf und Küste als Gemälde

Kirchen gehören am Jakobsweg dazu

Das Vater unser auf spanisch:

Padre nuestro, que estás en el cielo,

santificado sea tu nombre,
venga a nosotros tu Reino;
hágase tu voluntad en la Tierra como en el cielo,
danos hoy nuestro pan de cada día,
perdona nuestras ofensas
como también nosotros perdonamos
a los que nos ofenden,
y no nos dejes caer en la tentación,
y líbranos del mal. Amén


    Christian Seebauer am Jakobsweg

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    Jakobsweg an der Küste
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    Textauszug BURNOUT: Eine Wanderung auf schamlem Grat. Jakobsweg an der Kste Gijón nach Avilés Der Jakobsweg von Gijón nach Avilés Tag 19: 26 Kilometer, wenige Höhenmeter (300 hm), über Santa Eulalia, Trabaza. Die vielen Straßenkilometer und die durchquerten Industriegebiete im Regen sind heute kein so idyllischer Anfang. Trotzdem geht es mir wieder richtig gut und am Stadtausgang kaufen Jean-Louis und ich uns einen Stehkaffee und ein Hörnchen. Bei einer kurzen Pause auf einer Parkbank in Santa Eulalia bemerke ich die Ursache für meine nassen Schuhe. Und die ist weniger prickelnd: Beide Sohlen sind komplett durchgebrochen. Das Ende meiner „Wunderschuhe“ aus Santillana ist gekommen. Was mache ich nun? Erst einmal weiter laufen. Die heutige Etappe gefällt mir nicht, es ist mir an den Straßen zu laut. Erst in Avilés selbst gefällt es mir besser. Der Stadtkern ist hübsch und auch die Pilgerherberge ist recht ordentlich. Als erstes ziehe ich meine kaputten Schuhe aus. Auch innen sind sie total zerfallen. Unter der Einlage ist alles durchgebrochen. Schade eigentlich, denn diese Schuhe haben mich von Santillana bis hierher gebracht. Und ich verdanke ihnen viel. Noch einmal schweifen meine Gedanken zurück nach Santillana zu der freundlichen alten Dame, die diese Schuhe für mich gehabt hat. Nun heißt es aber, etwas Neues zu suchen. Meine Chancen müssten hier in Avilés, der drittgrößten Stadt in Asturien mit knapp 84.000 Einwohnern deutlich besser stehen. Doch auch hier wird es bei der Schuhgröße 47 schwierig bis unmöglich. Schließlich finde ich in einem kleinen Sportgeschäft unweit der Herberge ein paar groß ausgefallene Sportschuhe in 46. Doch von Anfang an sind da meine Zweifel, denn sie sind recht eng. Ich nehme sie trotzdem. In der Herberge trenne ich mich jetzt etwas schwermütig von meinen Schuhen aus Santillana. Und nun wage ich noch einen kleinen Kulturtrip in das Herz von Avilés. Ich tauche ein in die bunten Gassen der Altstadt, bummle über den belebten Plaza de España und entdecke eine große Kirche mit dem Namen San Francisco. Ohne Gepäck öffne ich die schweren Holzpforten und trete ein. Eine Trauergemeinde betet gerade den Rosenkranz. 59 Perlen, also 59-mal die Gebete „Vater Unser“, „Ave Maria“ und „Ehre sei dem Vater“. Und nun all das in einer Fremdsprache. Noch nie habe ich mir wirklich Gedanken über den Rosenkranz gemacht. Bisher war das für mich nichts weiter als Gebete vor sich hinmurmeln. Rosenkranz auf Spanisch Doch beim Rosenkranz auf Spanisch bin ich jetzt sofort mittendrin in der Meditation. Meditation in der katholischen Kirche? Scheint fast so. Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Letzteren Satz habe ich irgendwie noch nie so recht verstanden. Habe ich da jahrelang was gemurmelt, was ich gar nicht verstehe? Ja, so ist es. Wenn ich schon bei meiner eigenen Muttersprache scheitere, dann kann auch Spanisch kein Problem sein. In hallender Akustik zieht mich das eintönige, aber eindringliche Gemurmel erstmals in den Bann. „Dios te salve María llena eres de Gracia, el Señor es contigo. Bendita eres entre todas las mujeres y bendito es el fruto de tu vientre Jesús. Santa María, Madre de Dios, ruega por nosotros los pecadores ahora y en la hora de nuestra muerte. Amén.“ ... bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. [15] Ich bleibe bis zum Schluss und durch die ständigen Wiederholungen kann ich sogar ein wenig mit murmeln. Heute sitze ich ganz allein hinten, ausnahmsweise einmal links. Die Trauergemeinde sitzt geschlossen rechts. Ein paar Blicke haben mich am Anfang schon gemustert, doch längst scheint keiner mehr von mir und meinem roten Sporttrikot Notiz zu nehmen. Das spanische Vaterunser habe ich jetzt schon öfter gehört und es kommt mir vertraut vor. Erst als die Trauergemeinde gemeinsam aufsteht und sich – auch mir, die Hände reicht, ist meine Meditation beendet und ich verlasse fluchtartig San Francisco. Im Parque de Ferrera gehe ich ein wenig umher und entdecke ein Gedenkschild „Paseo Victimas del Terrorismo“. Und dann entdecke ich Ines, die Österreicherin. Ihre Haare sind seit unserer ersten Begegnung schon ein wenig gewachsen. Ich lade sie ein zu einem Pilgermenü. Ich habe einen Bärenhunger und in Gesellschaft schmeckt es immer am besten! Bei dem guten Essen und einem guten Gespräch hätte ich um ein Haar den „Ladenschluss“ der Pilgerherberge versäumt. Das Vater unser auf spanisch: Padre nuestro, que estás en el cielo, santificado sea tu nombre, venga a nosotros tu Reino; hágase tu voluntad en la Tierra como en el cielo, danos hoy nuestro pan de cada día, perdona nuestras ofensas como también nosotros perdonamos a los que nos ofenden, y no nos dejes caer en la tentación, y líbranos del mal. Améne Noch 300 Kilometer Noch etwa 300 Kilometer sind es nach Santiago de Compostela. In neuen Schuhen, nicht eingelaufen, etwas zu klein. Das wird schon gehen. Ausgerechnet für die kommende Etappe nach San Esteban zeigt mein Reiseführer ein Bild von geschundenen Füßen. Wenn das mal kein böses Omen ist. Das Vater unser auf spanisch: Padre nuestro, que estás en el cielo, santificado sea tu nombre, venga a nosotros tu Reino; hágase tu voluntad en la Tierra como en el cielo, danos hoy nuestro pan de cada día, perdona nuestras ofensas como también nosotros perdonamos a los que nos ofenden, y no nos dejes caer en la tentación, y líbranos del mal. Amén Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Kste H1 Inhaltsverzeichnis Gijón nach Avilés Array ( ) Inhalt H2 zum Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Küste, Küstenweg Array ( ) Jakobsweg an der Küste, Burnout, Inhaltsverzeichnis H3 Array ( [0] => Das Vater unser auf spanisch: [1] => Das Vater unser auf spanisch: ) 1313Inhalt aus dem Buch BURNOUT: Eine Reise auf schmalem Grat , Jakobsweg an der Kueste und additive Fotos hier auf der Jakobsweg-Webseite (Fotos im Buch nicht enthalten)
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    Fotos zum Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Kueste Beitrag Keywords zu diesem Jakobsweg-Beitrag:

    Camino de la Costa, Camino del Norte