12 POLANCO- COMILLAS

POLANCO- COMILLAS

Das Wunder von Santillana

Tag 12: 36 km, 550 Höhenmeter, von Polanco über Requejada, Camplengo, Santillana del Mar; Cóbreces nach Comillas.

Von Polanco über Requejada, Santillana, Camplengo, Cobreces nach Comillas. Ca. 36 km, flach.

Bereits um fünf Uhr morgens wache ich auf. Weil es so still ist, hätte man glauben können, dass die anderen Pilger schon weg sind. Es ist ein komisches Gefühl. Keine allgemeine Aufbruchsstimmung. Nur ich allein muss das mit mir nun ausmachen. Und das tue ich. Ich werde weitergehen.

Es dauert nicht lange, bis ich fertig bin. Draußen ist es noch dunkel. Nur im Osten schimmert der Himmel schon ein wenig orange.

Langsam verlasse ich die Herberge. Habe ich auch nichts vergessen? Wenn ich die Türe erst einmal hinter mir zuziehe, dann war‘s das. Gesagt, getan. Und zugesperrt.

Den Schlüssel bringe ich wie gestern verabredet hinüber zu Ascension und werfe ihn bedächtig in den Briefkasten. Dann humple ich los Richtung Requejada.

Ich fange an zu beten

Wie in einem endlosen Rosenkranz habe ich auf den ersten Kilometern schon hundert Mal darum gebeten

„Lieber Gott, bitte schenke mir Schuhe. Bitte mach meinen Fuß gesund“.

Immer im Rhythmus des Gehens.

Tatsächlich beschert mir das fortwährende Aufsagen so etwas wie einen Trancezustand und die Schmerzen werden erträglich.

Ich bete und bete um Schuhe. Gestern habe ich unterwegs nicht gebetet. Mein Begleiter war die Wut im Bauch. Heute bete ich fortwährend. Meine Wut ist einer eigenartigen Stimmung aus Resignation und naiver Hoffnung gewichen.

Denn wo, in aller Welt, sollte ich hier Schuhe finden. Das ist mir schon nicht in der „Hauptstadt“ Santander gelungen. Wo her also Schuhe? Aus Requejada? Einem Städtchen mit 792 Einwohnern? [12]

Außerdem ist es viel zu früh. Gerade geht die Sonne auf. Die ersten Menschen fahren in die Arbeit. Doch viel ist hier wirklich nicht los. Trotzdem nehme ich den Fotoapparat heraus und knipse die Straße, auf deren Gehsteig ich gerade unterwegs bin. Mein Schatten ist ewig lang und schmal. Die Sonne steht direkt hinter mir. Und die Verkehrsschilder reflektieren vor dem dunklen Hintergrund den hellen orangefarbenen Sonnenschein. Eine traumhafte Morgenstimmung, die schöner gar nicht sein könnte.

Plötzlich hupt ein vorbeifahrender Autofahrer und deutet mir seinen Daumen nach oben. Super, mach weiter? Er hat mich sicher humpeln sehen.

Ich bete weiter und komme an einem klitzekleinen Kaffe vorbei. Doch heute möchte ich weder Kaffe, noch sonst was. Ich wünsche mir sehnlichst nur Schuhe.

Am linken Fuß habe ich das hintere Befestigungsband der Sandale weg geklebt. Es geht nicht mehr zu, weil der Fuß einfach zu dick ist.

12 POLANCO- COMILLAS

Kirche, 12 POLANCO- COMILLAS

Lieber Gott, schenk mir bitte Schuhe

„Lieber Gott, schenk mir bitte Schuhe. Mach meine Füße wieder gesund“. Wie von ganz allein falle ich wieder in meinen gebetsmühlenartigen Rhythmus. Und ich weiß nun auch, warum es den Begriff „Gebetsmühle“ gibt.

Ein Kilometer, Tausend Schritte. „Lieber Gott (links, rechts, links) – (3 Schritte PAUSE), bitte schenk mir Schuhe Gott (links, rechts, links). (3 Schritte PAUSE), mach meine Füße wieder gesund (links, rechts, links, rechts“. Und Sofort wieder weiter. Alle 16 Schritte beginne ich meinen Schuh-Rosenkranz von neuem. Und ich werde nicht müde, weiter zu flehen.

Mit der in der Morgensonne erstrahlenden Chemiefabrik verlasse ich dann Requejada/ Barreda.

Von 11 Meter über Null, führt mich ein kleines und einsames Sträßchen wieder ins Grüne und Einhundert Höhenmeter nach oben. Mit jedem Schritt wird die Aussicht erhabener und das mildert mein Elend. Doch ich weiß, mit Sandalen kann ich nie und nimmer weitergehen.

Also bete ich weiter.

Weder hoffe ich auf ein Wunder, noch denke ich an das Naheliegende: Den Abbruch meiner Reise. Mein Gehirn scheint völlig leer zu sein und außer dem Gebet läuft nichts weiter ab. Mein Gebet scheint sich nun sogar noch vieler weiterer Gehirnregionen zu bedienen, denn immer mehr passte es sich ganz exakt dem Rhythmus meiner Füße und dem Rhythmus meiner Atmung an.

Längst denke ich mein Gebet nicht mehr nur, sondern ich murmle es laut vor mich hin. Ist ja auch keiner da, der mich hören kann. Aber erhören? Ich weiße es nicht. Ich glaube nicht daran, aber ich schließe es auch nicht aus.

Mein Gebet bekommt eine Melodie

Sogar eine musikalische Dimension ist nun gerade zu meinem Gebet hinzu gekommen.

So merkwürdig es am Anfang auch war, so zu beten. Ich tue es einfach. Ich komme mir nicht mehr komisch dabei vor. Meine Verzweiflung und mein unerträgliches Selbstmitleid sind einer inneren Ruhe gewichen.

Ich habe keine Pläne mehr. Nicht für heute. Auch nicht für morgen und erst Recht nicht für den Jakobsweg. Ich denke aber auch nicht mehr ans Aufhören. Das Gebet wirkt nun so vertraut wie ein Gutenachtlied für ein kleines Kind.

Ich bin klein geworden, fürwahr. Und ich wehre mich nicht mehr dagegen. Ich fühle mich als Teil eines großen, ganz großen Ganzen. Und heute bin einfach hier. Kein Dörfchen kommt mehr, nur noch vereinzelte Häuser und Wiesen.

Mit jedem Schritt bete ich weiter und wünsche mir gesunde Füße in richtigen Schuhen.

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12 POLANCO- COMILLAS

Einen Pilger habe ich heute noch nicht gesehen.

Zwischendrin meldet sich nun wieder meine „Regenwolke“, die mir sagt: Schuhe? Wo denn bitte? In einer nicht einmal viertausend Seelen-Gemeinde wie Santillana vielleicht? Und sicher haben die Größe 47. Natürlich. Ich schreie meine „Regenwolke“ an, endlich Ruhe zu geben und kehre zurück zu meinem Gebet „bitte gib mir Schuhe“. Nun wieder im Stillen.

Als ich am frühen Morgen in das verträumte mittelalterliche Örtchen Santillana del Mar einlaufe (besser gesagt hinein humple), treffe ich auf dem sonst völlig menschenleeren Vorplatz der Kirche einen polnischen Pilger. Auch er humpelt und hat einen Verband um sein rechtes Kniegelenk. Er bittet mich in schlechtem Englisch darum, ein Foto von ihm zu machen. Ich erzähle ich ihm dann in Englisch von meinem Wunsch nach Schuhen. Diesen Satz fängt eine adrette Dame auf, die just in diesem Moment einem klapprigen alten weißen Peugeot entsprungen ist. Sie ist ursprünglich Engländerin, lebt aber schon seit Jahrzehnten hier in Santillana.

Sie schlägt die verrostete Tür ihres Autos zu, so wie in einem italienischen Spielfilm aus den 50er Jahren. Und sie geht nun direkt auf mich zu.

Höflich stellt sie sich vor, „Hallo, ich bin Charlotte“. Dann folgt eine lange Pause. „Und du brauchst also Schuhe?“

Charlotte blickt ausgiebig auf meine Sandalen und meinen geschwollenen Fuß.

Der polnische Mitpilger nutzt diesen Moment, um sich schnell mit „Bon Camino“ zu verabschieden. Nun bin ich mit Charlotte allein. Noch immer hat sie nichts Weiteres gesagt. Sie blickt wieder nachdenklich auf meine Füße. Wie ein Arzt, der seinen Patienten begutachtet.

Dann meint sie: „Will You go on with shoes?“, also: Wirst du weiter gehen, wenn du Schuhe hast? Ich zucke die Achseln. Das alles kommt mir ziemlich „spanisch“ vor.

Dann zeigt Charlotte mit ihrem Arm quer über den stillen Dorfplatz hinüber auf ein steinernes Haus, welches – wie alles andere hier – direkt an das Kirchengemäuer angebaut ist.

Charlotte zeigte auf eine verschlossene Doppelflügeltüre aus schwerem dunkelbraunen Holz und sagt: „Hier könntest du Schuhe bekommen. Aber nicht vor Elf. Und richte schöne Grüße von mir aus.“

Charlotte blickt auf ihre goldene Armbanduhr und wünscht mir alles alles Gute.

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Ein Herz aus abbröckelndem Putz am Jakobsweg

Hoffen und warten

Kaum bin ich allein, beginne ich mit meinen Zweifeln. Was soll hier denn sein? Kein Geschäft, kein Laden, nichts weiter als ein Tor mit fünf Namensschildern. Aber ich warte. Und ich warte.

Noch sind es fast drei Stunden bis elf Uhr. In einem Hinterhof befindet sich ein recht schickes Hotel. Nach innen traue ich mich in meinem Outfit nicht, deshalb frage ich höflich, ob ich mich im ansonsten verlassenen Innenhof auf eine Tasse Kaffee hinsetzen dürfte.

Die Kellnerin macht mir einen Tisch mit Tischdecke fertig und bringt den Kaffee. Weil ich aufstehe, um meinen Pilgerführer aus der Hosentasche zu holen, verschütte ich die gerade gebrachte volle Tasse Kaffe. Die Tasse fliegt zu Boden und zersplittert. Mann, schaffe ich es als Pilger nicht einmal, eine Tasse Kaffee ordentlich zu trinken?

Peinlich berührt versuche ich mit der Papierserviette das Schlimmste aufzuwischen und hebe die Scherben auf.

Noch bevor ich wieder richtig sitze, ist die Kellnerin schon da, hat eine neue Tischdecke und neuen Kaffe dabei. Dieses Mal ein ganzes Kännchen.

Sie lächelt sanftmütig und meint:

„No es un problema“!

So lese ich nun ein wenig im Reiseführer. Oder besser gesagt, ich schaue einfach nur hinein. Als es dann Dreiviertel elf ist, verlangt die Kellnerin von mir einen Euro und fünfzig Cent. Das Missgeschick möchte sie sich auf keinen Fall bezahlen lassen.

Bedächtig marschiere ich zurück zum Dorfplatz. Ein Dorfmitarbeiter reinigt gerade einen Brunnen und die ersten Bewohner zeigen sich. Doch Geschäfte erblicke ich hier nicht. Wird es hier wirklich Schuhe geben? Was für eine abenteuerliche Vorstellung. Ich fange wieder an, still und leise zu beten. Dieses Mal das Vater unser.

Ich habe mich auf der Steinstufe vor der Tür niedergelassen und ein Dorfpolizist nähert sich. Wird er mich als Vagabunden ansprechen? Nein. Er lächelt mich an und nickt. Dann geht er weiter.

Nun ist es fünf vor elf. Ich bin völlig perplex, als um exakt elf Uhr mit dem Glockenschlag der Kirchturmuhr von innen ein Schlüssel herumgedreht wird. Sofort stehe ich auf und trete ein paar Schritte zurück.

Von innen wird ein Fensterladen hochgezogen und die Türe öffnet sich.

Zum Vorschein kommt tatsächlich ein Schuh- und Lederwarenladen. Er ist höchstens einen Gang breit. Aus Anstand warte ich noch einige Minuten, bevor ich dann den Laden mit meinem Rucksack betrete. Alles ist ziemlich dunkel und auf aller engstem Raum.

Mit meinem Rucksack kann ich mich kaum richtig umdrehen. Darum nehme ich ihn ab und stelle ihn vor meine Füße.

Ich stehe wohl der Besitzerin des Ladens gegenüber. Sie ist bestimmt schon um die Achtzig und grüßt mich sehr freundlich. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe aus.

Gleich als erstes frage ich nach Schuhen: Größe 47.

Dann folgt erst einmal Schweigen. Wie vom Blitz getroffen, verharrt die alte Dame hinter ihrem Tresen und starrt auf meine Füße.

Sie reibt sich mit ihren Händen über den Mund und schüttelt sehr langsam ihren Kopf. Nun blickt sie mich direkt an und sagt sehr langsam

„Cuarenta y siete – impossible“.

Keine Chance.

Entkräftet und deprimiert sacke ich auf den Anprobierschemel. Was habe ich denn erwartet? Habe ich wirklich geglaubt, dass man sich Schuhe einfach so herbei beten kann? Und Größe 47 ist ja nur die halbe Wahrheit. Eigentlich bräuchte ich 47 ½.

Die Ladeninhaberin sieht mich verlegen an und zuckt mit den Achseln. Ich habe den Eindruck, dass sie gerade sehr betroffen ist, denn sie beißt sich seitlich in den Zeigefinger.

Gerade geht die Tür mit einem Klingeln auf und eine junge spanische Kundin betritt den Laden. Die Besitzerin wendet sich nun von mir ab und lässt mich sitzen. Nachdem sie die Kundin begrüß hat, wendet sie noch einmal einen Blick auf mich, doch von jetzt an starre ich in den Boden. Ich habe meine Hände gefaltet und beginne wieder zu beten.

Völlig überraschend lässt sie ihre Kundin stehen und wendet sich an mich. „Cuarenta y siete, momento“.

Ein Gedankenblitz liegt in der Luft. Sie erzählt mir von einem übergroßen Paar Schuhen, die schon seit vielen Jahren in einer Holzschublade auf mich warten würden. Sie erinnere sich nur nicht mehr genau, in welcher der Schubladen sie verstaut wären. Dann geht sie umher und öffnet verschiedene Schubladen. Die spanische Kundin wird nun von der Tochter der alten Dame weiter bedient, die gerade eben eingetroffen ist.

Und wieder öffnet die Dame eine Schublade. Und dann hält sie inne. Mit langen Atemzügen sieht sie hinein und nickt. Sie holt ein paar braune Wanderschuhe hervor, die unförmig groß und klobig aussehen.

Sofort weiß ich:

Lieber Gott, das sind sie!

Das sind meine Schuhe! Das müssen sie sein. Riesengroß und breit. Ich kann mein Glück nicht fassen. Als mir die alte Dame die Schuhe in meine Hände übergibt, fließen mir Tränen von den Wangen.

Die Schuhe sitzen wie angegossen. Zwar eng, aber sie passen. Diese Schuhe haben wohl Jahre lang nur auf mich gewartet. Ich lasse beide Schuhe an und packe meine Sandalen in den Rucksack. Die alte Dame bekommt leuchtende Augen und scheint ebenfalls sehr berührt zu sein, als sie mich so auf dem Schemel sieht. Sie ahnt wohl, was mir diese Schuhe bedeuten würden. Nun laufen mir die Tränen richtig hinunter und es verschnürt meine Kehle.

Respektvoll geht sie also zu ihrer Tochter und mischt sich in das Verkaufsgespräch mit der spanischen Kundin.

Erst als ich aufstehe, kommt sie zu mir zurück. Sie sieht mich lange an und macht mir dann einen Verlegenheitspreis: 15 Euro!

Als ich gehe, kommt sie mir nach und umarmt mich vor ihrer Ladentüre. Sie macht mir mit ihren Fingern ein Kreuzzeichen auf die Stirn und wünscht mir einen Bon Camino!

Als ich mich nach zweihundert Metern noch einmal umdrehe, steht sie noch immer da und sieht mir nach. Erst als ich um ein paar Ecken verschwunden bin, bücke ich mich und entferne das linke Schuhband. Der linke Schuh sitzt nun perfekt und wirkt wie ein Druckverband. Er presst meinen linken Fuß fest ein, während ich rechts bequem Platz habe.

Gleich auf den ersten Metern hinter Santillana merke ich: Das tut unheimlich gut. Das eigentliche Wunder geschieht aber ganz im Stillen. Man merkt ja den Schmerz nur, wenn er da ist. Und nicht, wenn er nicht mehr da ist. Er war nicht mehr da!

12 POLANCO- COMILLAS

Geschwungene Wege: 12 POLANCO- COMILLAS

Mein Gebet wurde erhört!

Oh Gott, ich kann wieder laufen! Gut sogar. Meine Gedanken schweifen endlich wieder um traumhafte Feldwege, Wiesen und Felder. Ich entdecke neue Blumen wie den Wiesenfenchel. Mein Bewusstsein kann sich wieder voll und ganz den schönen Seiten widmen. Ich danke Gott in einem sehr langen Gebet und gehe einfach vor mich hin. Weiter und immer weiter.

Schritt für Schritt geht es hinauf auf einen Hügel. Von weiten her ist die alte Kirche San Pedro von Oreña sichtbar, ganz in Stein und mit flachem Dach. Erhaben über alles Weltliche. Hier bekomme ich Wasser und finde ein wenig Zeit für mich selbst. Die Kirche ist zwar verschlossen, aber ich genieße die Stille, die hier oben herrscht.

Der weitere Weg verläuft in einer über und über grünen Landschaft. Am Horizont türmen sich Berge auf. Und da liegt Schnee! Mitten im Sommer.

Pferde begleiten mich neugierig auf meinem Weg durch die „Prärie“. Und ich finde auch wieder Gefallen daran, ein wenig Weißbrot mit Salami in einem stillen und schattigen Eck zu genießen. Für eine halbe Stunde schlafe ich ein.

Dann geht es mit großen Schritten voran Richtung Cóbreces. Immer wieder komme ich an vereinzelten Häusern vorbei, deren Gärten mit blühenden Geranien überwuchert sind.

Mein Weg bietet mir ein sanftes Auf und Ab zwischen 50 und knapp 200 Höhenmetern und damit immer wieder fantastische Blicke durch die weitläufige und abwechslungsreiche Hügellandschaft. Niemals hätte ich mir „Spanien“ so vorgestellt. Angenehme Temperaturen, grüne Weiden, ländliches Leben und immer neue Aussichten auf das was gerade unter mir liegt, oder eben über mir liegt. Dann geht es wieder bergauf in zahllosen Serpentinen und Kurven.

Hunde am Jakobsweg

Nun erblicke ich weit weg von mir den ersten Pilger des Tages, der einsam seines Weges zieht. Ich gehe schon lange an einem Weidezaun entlang und nähere mich einem alten Gehöft. Wie immer, bellen mich auch hier die Hunde schwanzwedelnd an.

Fast überall hier auf dem Weg gibt es Hunde. In jedem Vorgarten, auf jedem Hof. Und obwohl ich eigentlich ein wenig Angst vor Hunden habe, weiß ich: Hier werden sie mir nichts tun. Ich bin ein Pilger!

So stehe ich also vor einem bellenden recht großen Hund. Und obwohl er nicht angebunden ist, habe ich heute keinerlei Angst. Aus der Stalltüre kommt ein spanischer Bauer, so in meinem Alter und geht in Richtung seines schwarzen Jeeps. Er schaut mich an und sieht seinen bellenden Hund.

Auf Dialekt ruft er mir etwas zu, bestimmt so etwas wie „der tut nichts“. Dann dreht er um und bietet mir an, meine Wasserflasche mit frischem Wasser zu füllen.

Das verschlafene Örtchen Cóbreces kommt näher. Am frühen Nachmittag stehe ich jetzt allein vor den Pforten des Zisternenklosters. Meine Schuhe lasse ich an.

So klein ist die Welt

Ich setzte mich nieder auf den Steinstufen des Empfangshauses. Gegen halb drei würde geöffnet sein. Zwei Pilger, die ich schon kenne, stoßen nun zu mir und setzten sich ebenfalls. Es ist Manu und der wortkarge Jesustyp. Wie immer oben ohne, vergammelt und abgemagert.

Erst einmal sitzen wir nun ohne Worte alle drei auf den Steinstufen. Noch immer kommt mir Manu irgendwie bekannt vor.

Und auch Manu hat immer noch das gleiche Gefühl. Doch woher sollten wir uns schon kennen? Beim Durchforsten unserer Vergangenheiten finden wir absolut keine Gemeinsamkeiten. Er kommt aus Spanien, ist Ingenieur der Kunststofftechnik und hat eine eigene Firma.

Kennt er meinen Bruder, der mir ähnlich sieht und die gleiche Stimme wie ich hat? Er ist ebenfalls Ingenieur der Kunststofftechnik und hat ebenfalls seine eigene Firma. Er reist sicher viel umher und vielleicht kennen sich die beiden aus der Branche? Aber zugegeben, das wäre schon etwas weit hergeholt.

Dann erzählt er mir, dass er Zulieferer für Audi ist. Auch mein Bruder hat dort Kontakte, glaube ich. Ich selbst bin aber in Ingolstadt kaum unterwegs.

Manu nächtig auch nicht in Ingolstadt, sondern regelmäßig in einem kleinen Hotel in Velburg. Da macht es bei mir schlagartig Klick.

In Velburg war ich die letzten Jahre einmal die Woche über Nacht, um Vorträge zu halten. Und als ich den Namen des Hotels sage, fängt Manu an zu lachen, steht auf und umarmt mich.

Da haben wir uns also wohl jahrelang gesehen und nicht von einander Notiz genommen. Beide immer im strengen Anzug, das Laptop ausgebreitet und keine Zeit, sich mal die anderen Gäste anzusehen.

Wir mussten uns also schon viele Male begegnet sein, ohne uns zu beachten. Wir kennen die gleiche Bedienung, die gleichen Leute, die gleichen Räumlichkeiten. Und doch sind wir uns bewusst noch nicht begegnet. Wie klein die Welt doch ist.

Ganz ohne Geld am Jakobsweg

Manu hat finanziell wohl alles erreicht im Leben. Er ist satt aber völlig ausgebrannt. Er sieht schon lange keinen Sinn mehr in seinem Tun, stellt einfach alles in Frage und wirkt nun, wo er so erzählt hilflos wie ein kleines Kind.

Dass, was er sich am sehnlichsten gewünscht hätte, hatte er nicht: Kinder. Manu scheint das viele Geld, das er besitzt, zu verachten. Es beschert ihm kein Lebensglück, auf dessen Suche er nun ist. Er will deshalb den Jakobsweg ganz ohne Geld machen. Eine verrückte, aber nicht abwegige Idee.

Was es heißt, ohne jegliches Geld unterwegs zu sein, kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Ich selbst wäre sicher schon am ersten Tag meiner Pilgerreise ohne Geld gescheitert. Klar, auch ich habe nicht vor, viel auszugeben. Ich mag keine Luxusunterkunft und auch für Essen möchte ich kaum etwas ausgeben. Nicht, weil ich es nicht habe, sondern weil es meinem Pilgergedanken zuwider läuft. Aber komplett ohne Geld. Da muss ich tief durchatmen. Was bedeutet das heute?

Ohne Geld, das heißt, an Türen zu klopfen und zu betteln. Das bedeutet auch, von der Fürsorge anderer abhängig zu sein. Und zwar vollständig. Ja, das bedeutet buchstäblich von der Hand in den Mund zu leben.

Donativo: Gegen eine Spende

Manu erzählt mir, dass er gerade am Anfang Probleme gehabt hat, weil er ja nicht unbedingt in den billigsten Klamotten unterwegs war. Jetzt aber ist es kein Thema mehr, zu klopfen und zu fragen.

Aber wie übernachten? Eine Pilgerherberge kostet zwar nicht viel, aber sie kostet. 5 Euro muss man einplanen.

Wenn ich jetzt genau darüber nachdenke, stimmt das so allerdings nicht. Denn viele Pilgerherbergen nehmen keinen festen Geldbetrag, sondern bitten um ein „Donativo“ – eine Spende. Und wer nichts hat, kann auch nichts spenden. Jetzt nicht. Aber in seinem späteren Leben ganz gewiss.

An der Türe klopfen, für ein Brot

Wie kann man sich das vorstellen, wenn ein Pilger an einer Tür läutet (meistens klopft oder ruft, weil Türklingeln fehlen)? Gut, Manu ist Spanier. Er kann sich besser erklären. Aber ist spanisch da ein Vorteil?

Wie oft hat er seine Geschichte schon erzählt? Und welche Geschichte erzählt er. Manu ist ganz sicher nicht der Typ, der einen auf Mitleid macht. Er ist besinnlich, fröhlich und geradeaus.

Würde ich einem körperlich ausgemergelten Menschen, der einfach an meiner Haustüre steht zu Essen geben? Jein. Oder doch ja? So etwas ist mir noch nie passiert. Zeitschriftenverkäufer behandle ich je nach Laune oder persönlichem Eindruck. Und auch sonst engagiere ich mich vielerorts im Stillen, wenn ich kann. Aber das einer um Essen gebeten hat, das habe ich selbst noch niemals erlebt. Was also würde ich tun? Ich denke, verhungern lassen würde ich ihn nicht. Denn er ist mir sympathisch.

Manu meint sogar, die Menschen erfahren so etwas wie eine kleine Befreiung, wenn sie ihm etwas geben. Er meint, dass die Menschen in den Häusern schon geweint haben, bestürzt waren und sich alte Ehepaare ganz beklommen umarmt haben.

Selten jedenfalls werde er barsch zurück gewiesen. Und auch dann nehme er es an. Es sei sein Schicksal, und er danke auch denen von tiefsten inneren Herzen, die nichts geben. Er bete für die, die nur an den Gardinen stehen und sich nicht zu öffnen wagen.

Manu reicht mir einen Apfel. Einen, den er selbst geschenkt bekommen hat. Ich nehme ihn an. Dennoch läuft es mir kalt den Rücken hinunter, als ich hineinbeiße.

Der Mönch, der uns nicht mochte

Der Mönch, der gerade gemächlich auf uns zukommt, öffnet uns die Pforte zum Empfangshäuschen. Doch er ist mir fremd. Obwohl er freundlich lächelt, habe ich keinen Zugang zu ihm. Gemeinsam haben wir das ungute Gefühl, nicht wirklich willkommen zu sein. Wobei – willkommen sind wir vielleicht schon. Dieses Merkwürdige vor ihm Stehen kann ich einfach nicht beschreiben. Die anderen haben es auch.

So lassen wir uns einen Stempel für den Pilgerausweis geben und geben vor, dass es uns nur darum gegangen sei. Keiner von uns Dreien sagt noch irgendetwas vom Übernachten. Doch. Er ist nett. Und ja, in einem Kloster zu schlafen, wäre bestimmt wieder eine schöne Erfahrung. Aber das merkwürdige Bauchgefühl steht wie eine Wand zwischen ihm und uns.

Wie sieht Gott aus?

Ohne groß nachzudenken, machen wir uns noch auf zu einer weiteren Etappe nach Comillas. An meinen Fuß denke ich gar nicht mehr.

Der Jesus-Typ, den Manu im Schlepptau hat, ist mir genauso fremd. Mit seinen schulterlangen braunen, struppigen Haaren und seinem langen Bart sieht er wirklich aus, wie einem Jesusbild entsprungen. Halbnackt pilgert er vor sich hin. Er ist ein Einzelgänger und sein Seelenleben durchblicke ich nicht. Er will es auch nicht.

So könnte Jesus ausgesehen haben. Zumindest sieht er auf den Millionen von Heiligenbildern in aller Welt so aus. Aber genauso könnte auch ein Al-Kaida-Kämpfer aussehen. Eher jedenfalls, als wie einer, der in unserer westlichen Welt arbeitet. Und während wir uns so sehr an das Aussehen von Jesus gewöhnt haben, dass er uns trotz andersartigem Aussehen völlig vertraut ist, sind Muslime mit Bart für uns oft fremdartig. Trug Jesus überhaupt einen Bart? Wann wurde er zum ersten Mal gezeichnet? Entspringt das erste Bild Jesu der Fantasie eines Künstlers? Oder wurde es über die Jahrhunderte immer wieder an das gültige und vertraute Weltbild angepasst? Hat er sich also verändert? Und warum wird er jetzt nicht mehr angepasst? Schließlich haben sich die Welt und die Mode doch gerade in den letzten einhundert Jahren vollkommen verändert. Und wie sieht Gott selbst eigentlich aus? Ist er seinem Sohn irgendwie ähnlich? Auf all meine Fragen, die mir so beim Weitergehen kommen, habe ich keine Antwort.

Ich hoffe, dass aus meinem Buch nie ein Zitat Jesus – Al Kaida falsch zitiert wird. Ich meine den Vergleich in keinster Weise böse oder respektlos. Was trennt überhaupt die Religionen?

Ich selbst habe vor vielen Jahren die Bibel gelesen (manches habe ich ausgelassen) und vor vier Jahren habe ich auch den Koran gelesen, weil ich neugierig war. Und da ist wenig, was uns trennt. Vielmehr ist das meiste, das Allermeiste eine tiefgreifende Werteordnung, die uns verbindet.

Abgesehen davon, dass es immer Zeiten gab und geben wird, an denen das Gemeinsame missachtet wird und nur das scheinbar Gegensätzliche zum Leitmotiv Generationen langer Auseinandersetzungen erhoben wird.

Was würde Gott dazu sagen?

Streitet auch er sich da oben um die Vorherrschaft mit anderen Göttern und Propheten? Oder schüttelt er einfach den Kopf darüber, weil es ihm völlig egal ist, wie wir Menschenwesen ihn nennen. Und welchen Namen wir ihm geben?

Ja, ich glaube fest an eine höhere Gewalt. Und ja, es gibt wohl immer mehr Menschen, die zwar nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, gerne Kirchensteuer bezahlen und so fromm tun, wie das noch vor 60 Jahren der Fall war. Aber der Glaube an Gott ist, so erfahre ich hier, doch vorhanden. Und vielleicht nicht weniger als vor vielen Jahren.

Es mag sein, dass die Kirche – als Institution einer gewissen Mode unterliegt, mal mehr und mal weniger populär ist. Aber Gott ist allgegenwärtig. Auch in den Köpfen vieler Pilger, die sich selbst als glaubenslos bezeichnen. Doch sie sind hier auf diesem Weg, um Gott zu erfahren!

Küstenweg Etappe 9: LIENDO - GÜEMES

Gelber Jakobswegpfeil auf einer Steinwand, Küstenweg Etappe 9: LIENDO – GÜEMES

Das ewige Leben

Ist der Sinn des Lebens das ewige Leben? Und wenn, was ist es, das ewige Leben?

Wenn wir uns der Frage wissenschaftlich nähern, dann landen wir wieder bei der Philosophie. Doch was ist es? Ist das ewige Leben, das wir hier unten nicht umsonst sind, sondern irgendetwas Gutes weitergeben? Etwas, was nach uns fortlebt und vielleicht sogar hin und wieder an uns denken wird?

Sind es die Gene, die wir bei der Zeugung „teilen“ und aus dem Gott dann ein neues menschliches Lebewesen erschafft? Ganz neu, ganz eigenständig und doch auf immer und ewig ein Teil von uns. Mit der heutigen Genforschung lassen sich bestimmte Gene, also Eigenschaften, die in die vier Stoffe Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin (A, T, G und C) gegossen sind, noch tausende Jahre zurückverfolgen. Es lassen sich Fragen beantworten, wohin Menschengruppen gezogen sind und woher sie ursprünglich stammen.

Die Ur-Eva ist mitten unter uns

Natürlich wird es keine Ur-Eva und keinen Ur-Adam geben, sondern einen fließenden Übergang, Abspaltungen, Wanderschaften und dann getrennt erfolgte Entwicklungen, die sich dann aber auch wieder vermischt haben. Aber es geht immer weiter.

Wenn ich also heute noch Gene in meiner DNA trage, die schon vor Zehntausenden von Jahren eine Ur-Ur-Ur…-Oma weitergegeben hat, dann hat sie sich doch mit mir und den vielen anderen Nachfahren doch unsterblich gemacht! Es lebt noch immer etwas von ihr weiter.

Vielleicht war es genau ihre Sturheit, die bei mir am Jakobsweg immer wieder durchgekommen ist. Oder vielleicht war auch sie hin und wieder nachdenklich, depressiv oder melancholisch. So wie ich.

Ein ewiges Weitergeben

Ist das ewige Leben also ein ewiges Weitergeben? Zumindest die Theorie könnte man so aufstellen. Was aber ist dann mit denjenigen, die kein leibliches Kind haben oder haben können? Auch hier könnten wir noch wahre Wunder in der Forschung erleben. Denn Gene sind wohl längst nicht so starr und unveränderlich, wie heute vielleicht noch angenommen. Gut denkbar, dass sie sich durch äußere Einwirkungen wie Erziehung, Nachahmung etc. „ein- und ausschalten“ können und sich auch dadurch „verändern“. Zwar wird ein adoptiertes Kind keine vererbten Elterngene tragen, aber es könnte dennoch durch Vorgänge, von denen wir noch heute kaum etwas wissen mancher Gen-Abschnitt an die Eltern angepasst werden. Es würde sich rentieren, zu untersuchen, ob und wie wir auch adoptierten Kindern genetisch etwas „mit auf den Weg“ geben können. Dauerhaft und weitervererbbar. Dass sich jedenfalls die Verdrahtung des Gehirns durch das Erlernen, Nachahmen und durch elterliche Vorbilder verändert, scheint gesichert zu sein. Warum soll man davon nicht etwas vererben können?

Vielleicht entdecken wir eines Tages noch viel mehr, jenseits der Gene, die ja nur den Stand unseres heutigen Wissens markieren.

Wir Menschen betrachten uns als den Gipfel der Schöpfung. Doch sind wir das? Oder sind wir lediglich die bunte Spielwiese, die aus den „primitiven Einzellern“ nur deshalb gerade aufblüht, weil uns das Universum mal eben einen relativ ruhigen kosmischen Zeitraum geschenkt hat?

Die letzten 500.000 Jahre war es wohl einfach recht „easy“ für uns. Die Erde selbst besteht aber schon 4,6 Milliarden Jahre und hat schon deutlich unruhigere Zeiten hinter sich. Dennoch gibt es „Leben“ nach heutigem Stand wohl seit 4 Milliarden Jahren.

Menschen glauben ja oft nur, was sie sehen. (Außer sie sind gerade eben auf dem Jakobsweg und lassen ihren Gedanken endlich wieder einmal völlig freien Lauf.) Wir wissen kaum etwas über das Leben in den Ozeanen, von denen mich zumindest der Atlantik stets zu meiner Rechten schon seit 12 Tagen begleitet.

Das Leben ist universell. Und göttlich.

Und noch weniger wissen wir über das Leben im Gestein. Richtig gelesen: Im Gestein! Erst jetzt entdecken wir langsam, dass tausende Meter unter uns, verborgen im Gestein, tatsächlich „primitive“ Lebewesen existieren. Extremophile nennen wir sie, weil sie an so extremen Orten (über)leben, dass wie sie dort noch vor wenigen Jahren niemals vermutet hätten.

Manche von ihnen benötigen weder Sauerstoff noch Licht. Und dennoch tragen sie einen Teil des universellen Bauplans in sich, der das ewige Leben ausmachen könnte. Diese „Primitiven“ könnten es auch gewesen sein, die das aufkeimende Leben in der ersten wilden Geschichte unserer Erde immer wieder aufs Neue zum Leben erweckt haben, als es durch astronomische Katastrophen größtenteils ausgelöscht wurde. Und das könnte sogar des Öfteren geschehen sein. Vielleicht tragen diese Extremophile die Grundbausteine des Lebens in sich und können das Leben immer wieder neu entflammen. Nur genügend Zeit braucht es dann noch.

Betrachtet man die Eigenschaften, die diese „Lebewesen“ haben können, dann kommt man ins Staunen. Manche können noch in kochendem Wasser leben, andere in Säure, wieder andere in lebensfeindlichem Salz oder unter gigantischem Druck. Auch Minusgrade sind für manche kein Problem oder das „Überwintern“ über Jahrtausende, um dann eines Tages wieder zum Leben zu erwachen, erscheint möglich. Selbst im Weltall, ganz ohne Atmosphäre und hohen Strahlungen ausgesetzt, kann dieses Leben doch überleben. Und auch mit Giftstoffen, Schwermetallen und sogar Uran sollen manche zurechtkommen. Selbst in Tschernobyl sollen heute an der Reaktorwand Extremophile leben, die anstatt Sonne radioaktive Strahlung mit Hilfe eines Pigments in Energie umsetzen können. [13] In unserer Welt scheint es also eine schier unendlich große Anzahl von Lebewesen zu geben, die durch ihre Robustheit und Wandlungsfähigkeit so gut wie überall zu Hause sind. Auch das scheint so etwas wie das ewige Leben zu sein.

Das Leben an sich immer wieder auch in komplexeren Formen auch als Mehrzeller aufgekeimt, scheint also nur die Frage einer längeren und ruhigeren Zeitepoche zu sein, auf die es gewartet hat und in der es sich dann in verschwenderischer Schönheit entfalten kann.

Selbst das Phänomen der die Zellteilung an sich erinnert an das ewige Leben.

„Ganz die Mama!“

Vor vielen Jahrtausenden wussten die Menschen zwar noch nichts von einem Genom, aber dass bestimmte Eigenschaften des ersten auf den nächsten überspringen (also vererbt werden), das konnte doch durch bloße Beobachtung auch damals schon jedermann begreifen. Schon immer wird es den Spruch gegeben haben „das Kind ist ja ganz die Mama“. Und schon immer wird der Spruch „es ist ganz der Papa“ etwas „gefährlicher“ gewesen sein.

Durch reine Beobachtung wurde mit Sicherheit der das „ewige Leben“ immer wieder beflügelt. Doch wie ist es entstanden, das Leben?

Ich bin mir sicher, wir wissen heute noch gar nichts!

Gottes Werk

Natürlich kann es sein, dass bald auch in der Ursuppe eines Labors sich „zufällig“ die ersten Atome zu Aminosäuren zusammentun, die wiederum zur DNA werden und irgendwann zu einer Zelle und zu mehreren Zellen usw. Aber ist das ein Beweis für den Zufall und ein Beweis gegen Gott? Oder wäre das nicht vielmehr ein Beweis für Gott und für eine höhere Instanz, die eben alles so geschaffen hat, das sich Materie eben ganz einfach mit einem göttlichen Bauplan zu Leben formen möchte?

Auch über unser Universum wissen wir noch nicht wirklich viel. Genauso wenig wissen wir über das Reich der kleinsten Dinge wirklich Bescheid. Noch suchen wir Leben immer da draußen, im Universum. Aber könnte nicht jedes Atom, jedes Elektron und jedes noch so winzige Quark wiederum selbst ein kleines Universum sein? Suchen wir nur in den falschen, also in unseren eigenen Dimensionen nach Leben? Dass Leben zumindest in uns selbst und in viel kleineren Dimensionen vorkommt, ist unumstritten, wenn man sich nur einmal die Darmflora ansieht. Warum also nicht auch in noch viel kleineren oder viel größeren Dimensionen. Auch wir selbst könnten ja, ohne es zu wissen, wiederum „in etwas anderem“ Leben. Undenkbar jedenfalls ist nichts (am Jakobsweg). Ja, es scheint mir hier am Weg sogar ausgesprochen unwahrscheinlich, das alles nur so ist, wie wir es uns mit unserer begrenzten Kapazität ausmalen können.

Heute lachen wir über die Vorstellung, die Welt sei eine Scheibe. Über was werden unsere Nachfahren alles herzlich lachen können.

Etappe 5 MARKINA-XEMEIN - GERNIKA Jakobsweg an der Küste Camino de la Costa

Gewitterwolken am Küstenweg Etappe 5 MARKINA-XEMEIN – GERNIKA Jakobsweg an der Küste Camino de la Costa

Auf einer Wolke möchte ich nicht enden!

Ob es nun auch für das Individuum an sich ein ewiges Leben gibt, ist eine ganz andere Frage. Zumindest für den Körper, der mit seinem Alterungsprozess automatisch an gleich viele Grenzen kommt, scheint das unsinnig zu sein. Doch was ist mit der Seele?

Hier haben die Religionen ganz verschiedenartige Vorstellungen parat. Die Vorstellung, dass ich für immer und ewig in einem Himmel womöglich auf einer Wolke herumsitzen müsste, gefällt mir dabei am allerwenigsten.

Viel eher schon gefällt mir da der Gedanke an eine Wiedergeburt. Egal, ob es dann ein „Abstieg“ oder ein „Aufstieg“ ist. Immerhin wäre ich dann mit meiner Seele wieder hier auf Erden, wo es mir gefällt.

Das ewige Leben und der Kampf zwischen den Religionen hat mich nun ein gutes Stück begleitet und es ist Zeit für eine Pause.

Direkt hinter einer Leitplanke. Manu teilte schon wieder einen erbettelten Apfel mit mir. Das ist ein komisches Gefühl. Der Jesustyp steuert geschenktes Brot bei. Von mir gibt es den letzten Rest Salami. Dort wo wir sitzen, wuchern wilde Möhren. Weil der Boden von den vergangenen Tagen noch feucht ist, kann ich sie ganz einfach bündelweise herausziehen. So habe auch ich etwas ganz Besonderes! Verpflegung aus dem Boden, das ist den beiden fremd. Klar, die wilden Möhren sind recht dünn und ziemlich holzig. Dafür kann man sie wunderbar kauen und den intensiven vitalen Geschmack genießen. Wilde Möhren sind weiß und ähneln am ehesten einer Petersilienwurzel oder superdünnen Pastinaken. Auch diese gehören wie die gezüchtete gelbe Rübe zur Familie der Doldenblütler. Und sie sind auch nicht giftig!

Ein gemeinsames Mahl verbindet mehr, als tausend Worte

Nach dem gemeinsamen Mal trennen sich unsere Wege. Für immer.

Ich lasse los, sehe Manu und den Jesus-Typen verschwinden. Ich bin nicht traurig, denn so ist es auf dem Jakobsweg. Ich freue mich, die beiden getroffen und zu Manu Zugang gefunden zu haben. Jetzt gehen sie wieder ihren eigenen Weg.

Heute ist ein Tag, der in meinem Gehirn wie eine ganze Woche wirkt. Es fließt alles, die Erlebnisse und das vom Gehirn erdachte könnten heute ein ganzes Buch füllen. Und ganz sicher hat mein Gehirn heute ein paar Verbindungen neu verdrahtet und entdeckt, dass man auch als Erwachsener so wie ein Kind völlig Neues, Positives erfahren kann. Viel zum nachdenken und viel zum mitnehmen. Und: Ich werde meine Erfahrungen an meine Kinder weitergeben!

Die Stunden vergehen nun wieder im Alleingang. Meine Gedanken verlieren sich in der Weite, die vor mir liegt und ich werde wieder leer, denke nicht.

Auf Kilometer 30 drängt sich dann ein sehr unangenehmer Pilger auf. Er kommt gerade aus einer Pension und versucht sich, an mich zu heften.

Zu Hause hätte mein Anstandscodex sicher versucht, ihn wenigstens mit Smalltalk zu beglücken. Der Weg hat mich aber rauer und direkter gemacht. Vorgetäuschtes Sympathiegeplänkel ist vergebene Energie.

Der andere läuft schnell, denn er beginnt seine Kilometer gerade erst. Ein Unsympath hoch zehn. Er nervt mich gleich auf den ersten Metern. Wie ein Blutsauger klebt er an mir. Fortwährend habe ich das ungute Gefühl, er würde mich herunter ziehen. Meine Batterien entladen und sich an mir aufladen.

Ich muss mich befreien. Irgendetwas tief in mir sagt mir:

Renne ihn tod!

Schon wieder scheint mein Steinzeitgehirn die Kontrolle zu übernehmen. Aber dieses Mal bin ich voll und ganz damit einverstanden. Es überflutet mich erneut mit Hormonen irgendwelcher Hirnanhangdrüsen. In Gedanken bläht sich meine Aura auf. Und schlagartig spüre ich die Kraft des Jakobsweges.

Ich werde schneller und schneller. Hinter mir höre ich seine keuchenden Schritte. Ich kann nicht umhin, ihm zu sagen, wo ich heute schon herkomme. Jetzt wird er sich noch mehr anstrengen und das Kräftemessen erwidern. Wie eine Maschine lege ich noch einen weiteren Gang zu und gewinne befreienden Abstand. Nur 50 Meter, aber er kann auch nicht aufholen. Noch immer redet er mit mir. Aber ich will ihn nicht an mir kleben haben.

Viele Kilometer ziehe ich ihn hinterher. Der Abstand wird langsam größer, ohne dass ich mich verausgabe. Nun habe ich ein Tempo drauf, als hätte ich keinen Rucksack und als wäre ich gerade erst losgelaufen. Ich spüre eine unendliche Kraft in mir, die mich vorwärts treibt.

Schnellen Schrittes und überglücklich komme ich in Comillas an. Ich scheine den Punkt erreicht zu haben, an dem die Glückshormone, eine Art natürlicher Opiate durch den Körper nur so sprudeln. Die Herberge ist das frühere Gefängnis in traumhafter Lage. Erhaben auf dem höchsten Punkt mit Rundblick auf das Meer und die Altstadt. Schön, sauber, frei! Einchecken, Wäsche waschen, einkaufen und ab in den Atlantik!

Mein linker Fuß ist wie durch ein Wunder fast abgeschwollen und bestimmt wird mir nie im Leben ein Mediziner erklären können, warum. Waren es die Schuhe? Oder war es eine wahrhaft göttliche Fügung, die mir heute meinen Weg gerettet hat?

Am Abend telefoniere ich noch mit meinen Kindern und meiner Frau. Alle sind sie froh, dass ich nicht abgebrochen habe und weiter gegangen bin. Auch zu Hause haben sie für mich gemeinsam gebetet. So kalt wie ich dachte, waren sie nicht. Conny kennt mich einfach nur zu gut, um zu wissen, wie sie mich zu etwas bewegen kann.

Und ich gehe noch baden im Atlantik. Danach besorge ich mir ein wenig Salami, Weißbrot und Rotwein und setze mich auf eine schöne Holzbank im Vorgarten der Herberge.

In der heutigen Nacht geht mir vieles durch den Kopf. Heute war wie eine kleine Weltreise.

(c) Christian Seebauer

 


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    Textauszug BURNOUT: Eine Wanderung auf schamlem Grat. Jakobsweg an der Kste POLANCO- COMILLAS Das Wunder von Santillana Tag 12: 36 km, 550 Höhenmeter, von Polanco über Requejada, Camplengo, Santillana del Mar; Cóbreces nach Comillas. Von Polanco über Requejada, Santillana, Camplengo, Cobreces nach Comillas. Ca. 36 km, flach. Bereits um fünf Uhr morgens wache ich auf. Weil es so still ist, hätte man glauben können, dass die anderen Pilger schon weg sind. Es ist ein komisches Gefühl. Keine allgemeine Aufbruchsstimmung. Nur ich allein muss das mit mir nun ausmachen. Und das tue ich. Ich werde weitergehen. Es dauert nicht lange, bis ich fertig bin. Draußen ist es noch dunkel. Nur im Osten schimmert der Himmel schon ein wenig orange. Langsam verlasse ich die Herberge. Habe ich auch nichts vergessen? Wenn ich die Türe erst einmal hinter mir zuziehe, dann war‘s das. Gesagt, getan. Und zugesperrt. Den Schlüssel bringe ich wie gestern verabredet hinüber zu Ascension und werfe ihn bedächtig in den Briefkasten. Dann humple ich los Richtung Requejada. Ich fange an zu beten Wie in einem endlosen Rosenkranz habe ich auf den ersten Kilometern schon hundert Mal darum gebeten „Lieber Gott, bitte schenke mir Schuhe. Bitte mach meinen Fuß gesund“. Immer im Rhythmus des Gehens. Tatsächlich beschert mir das fortwährende Aufsagen so etwas wie einen Trancezustand und die Schmerzen werden erträglich. Ich bete und bete um Schuhe. Gestern habe ich unterwegs nicht gebetet. Mein Begleiter war die Wut im Bauch. Heute bete ich fortwährend. Meine Wut ist einer eigenartigen Stimmung aus Resignation und naiver Hoffnung gewichen. Denn wo, in aller Welt, sollte ich hier Schuhe finden. Das ist mir schon nicht in der „Hauptstadt“ Santander gelungen. Wo her also Schuhe? Aus Requejada? Einem Städtchen mit 792 Einwohnern? [12] Außerdem ist es viel zu früh. Gerade geht die Sonne auf. Die ersten Menschen fahren in die Arbeit. Doch viel ist hier wirklich nicht los. Trotzdem nehme ich den Fotoapparat heraus und knipse die Straße, auf deren Gehsteig ich gerade unterwegs bin. Mein Schatten ist ewig lang und schmal. Die Sonne steht direkt hinter mir. Und die Verkehrsschilder reflektieren vor dem dunklen Hintergrund den hellen orangefarbenen Sonnenschein. Eine traumhafte Morgenstimmung, die schöner gar nicht sein könnte. Plötzlich hupt ein vorbeifahrender Autofahrer und deutet mir seinen Daumen nach oben. Super, mach weiter? Er hat mich sicher humpeln sehen. Ich bete weiter und komme an einem klitzekleinen Kaffe vorbei. Doch heute möchte ich weder Kaffe, noch sonst was. Ich wünsche mir sehnlichst nur Schuhe. Am linken Fuß habe ich das hintere Befestigungsband der Sandale weg geklebt. Es geht nicht mehr zu, weil der Fuß einfach zu dick ist. Lieber Gott, schenk mir bitte Schuhe „Lieber Gott, schenk mir bitte Schuhe. Mach meine Füße wieder gesund“. Wie von ganz allein falle ich wieder in meinen gebetsmühlenartigen Rhythmus. Und ich weiß nun auch, warum es den Begriff „Gebetsmühle“ gibt. Ein Kilometer, Tausend Schritte. „Lieber Gott (links, rechts, links) – (3 Schritte PAUSE), bitte schenk mir Schuhe Gott (links, rechts, links). (3 Schritte PAUSE), mach meine Füße wieder gesund (links, rechts, links, rechts“. Und Sofort wieder weiter. Alle 16 Schritte beginne ich meinen Schuh-Rosenkranz von neuem. Und ich werde nicht müde, weiter zu flehen. Mit der in der Morgensonne erstrahlenden Chemiefabrik verlasse ich dann Requejada/ Barreda. Von 11 Meter über Null, führt mich ein kleines und einsames Sträßchen wieder ins Grüne und Einhundert Höhenmeter nach oben. Mit jedem Schritt wird die Aussicht erhabener und das mildert mein Elend. Doch ich weiß, mit Sandalen kann ich nie und nimmer weitergehen. Also bete ich weiter. Weder hoffe ich auf ein Wunder, noch denke ich an das Naheliegende: Den Abbruch meiner Reise. Mein Gehirn scheint völlig leer zu sein und außer dem Gebet läuft nichts weiter ab. Mein Gebet scheint sich nun sogar noch vieler weiterer Gehirnregionen zu bedienen, denn immer mehr passte es sich ganz exakt dem Rhythmus meiner Füße und dem Rhythmus meiner Atmung an. Längst denke ich mein Gebet nicht mehr nur, sondern ich murmle es laut vor mich hin. Ist ja auch keiner da, der mich hören kann. Aber erhören? Ich weiße es nicht. Ich glaube nicht daran, aber ich schließe es auch nicht aus. Mein Gebet bekommt eine Melodie Sogar eine musikalische Dimension ist nun gerade zu meinem Gebet hinzu gekommen. So merkwürdig es am Anfang auch war, so zu beten. Ich tue es einfach. Ich komme mir nicht mehr komisch dabei vor. Meine Verzweiflung und mein unerträgliches Selbstmitleid sind einer inneren Ruhe gewichen. Ich habe keine Pläne mehr. Nicht für heute. Auch nicht für morgen und erst Recht nicht für den Jakobsweg. Ich denke aber auch nicht mehr ans Aufhören. Das Gebet wirkt nun so vertraut wie ein Gutenachtlied für ein kleines Kind. Ich bin klein geworden, fürwahr. Und ich wehre mich nicht mehr dagegen. Ich fühle mich als Teil eines großen, ganz großen Ganzen. Und heute bin einfach hier. Kein Dörfchen kommt mehr, nur noch vereinzelte Häuser und Wiesen. Mit jedem Schritt bete ich weiter und wünsche mir gesunde Füße in richtigen Schuhen. Einen Pilger habe ich heute noch nicht gesehen. Zwischendrin meldet sich nun wieder meine „Regenwolke“, die mir sagt: Schuhe? Wo denn bitte? In einer nicht einmal viertausend Seelen-Gemeinde wie Santillana vielleicht? Und sicher haben die Größe 47. Natürlich. Ich schreie meine „Regenwolke“ an, endlich Ruhe zu geben und kehre zurück zu meinem Gebet „bitte gib mir Schuhe“. Nun wieder im Stillen. Als ich am frühen Morgen in das verträumte mittelalterliche Örtchen Santillana del Mar einlaufe (besser gesagt hinein humple), treffe ich auf dem sonst völlig menschenleeren Vorplatz der Kirche einen polnischen Pilger. Auch er humpelt und hat einen Verband um sein rechtes Kniegelenk. Er bittet mich in schlechtem Englisch darum, ein Foto von ihm zu machen. Ich erzähle ich ihm dann in Englisch von meinem Wunsch nach Schuhen. Diesen Satz fängt eine adrette Dame auf, die just in diesem Moment einem klapprigen alten weißen Peugeot entsprungen ist. Sie ist ursprünglich Engländerin, lebt aber schon seit Jahrzehnten hier in Santillana. Sie schlägt die verrostete Tür ihres Autos zu, so wie in einem italienischen Spielfilm aus den 50er Jahren. Und sie geht nun direkt auf mich zu. Höflich stellt sie sich vor, „Hallo, ich bin Charlotte“. Dann folgt eine lange Pause. „Und du brauchst also Schuhe?“ Charlotte blickt ausgiebig auf meine Sandalen und meinen geschwollenen Fuß. Der polnische Mitpilger nutzt diesen Moment, um sich schnell mit „Bon Camino“ zu verabschieden. Nun bin ich mit Charlotte allein. Noch immer hat sie nichts Weiteres gesagt. Sie blickt wieder nachdenklich auf meine Füße. Wie ein Arzt, der seinen Patienten begutachtet. Dann meint sie: „Will You go on with shoes?“, also: Wirst du weiter gehen, wenn du Schuhe hast? Ich zucke die Achseln. Das alles kommt mir ziemlich „spanisch“ vor. Dann zeigt Charlotte mit ihrem Arm quer über den stillen Dorfplatz hinüber auf ein steinernes Haus, welches - wie alles andere hier - direkt an das Kirchengemäuer angebaut ist. Charlotte zeigte auf eine verschlossene Doppelflügeltüre aus schwerem dunkelbraunen Holz und sagt: „Hier könntest du Schuhe bekommen. Aber nicht vor Elf. Und richte schöne Grüße von mir aus.“ Charlotte blickt auf ihre goldene Armbanduhr und wünscht mir alles alles Gute. Hoffen und warten Kaum bin ich allein, beginne ich mit meinen Zweifeln. Was soll hier denn sein? Kein Geschäft, kein Laden, nichts weiter als ein Tor mit fünf Namensschildern. Aber ich warte. Und ich warte. Noch sind es fast drei Stunden bis elf Uhr. In einem Hinterhof befindet sich ein recht schickes Hotel. Nach innen traue ich mich in meinem Outfit nicht, deshalb frage ich höflich, ob ich mich im ansonsten verlassenen Innenhof auf eine Tasse Kaffee hinsetzen dürfte. Die Kellnerin macht mir einen Tisch mit Tischdecke fertig und bringt den Kaffee. Weil ich aufstehe, um meinen Pilgerführer aus der Hosentasche zu holen, verschütte ich die gerade gebrachte volle Tasse Kaffe. Die Tasse fliegt zu Boden und zersplittert. Mann, schaffe ich es als Pilger nicht einmal, eine Tasse Kaffee ordentlich zu trinken? Peinlich berührt versuche ich mit der Papierserviette das Schlimmste aufzuwischen und hebe die Scherben auf. Noch bevor ich wieder richtig sitze, ist die Kellnerin schon da, hat eine neue Tischdecke und neuen Kaffe dabei. Dieses Mal ein ganzes Kännchen. Sie lächelt sanftmütig und meint: „No es un problema“! So lese ich nun ein wenig im Reiseführer. Oder besser gesagt, ich schaue einfach nur hinein. Als es dann Dreiviertel elf ist, verlangt die Kellnerin von mir einen Euro und fünfzig Cent. Das Missgeschick möchte sie sich auf keinen Fall bezahlen lassen. Bedächtig marschiere ich zurück zum Dorfplatz. Ein Dorfmitarbeiter reinigt gerade einen Brunnen und die ersten Bewohner zeigen sich. Doch Geschäfte erblicke ich hier nicht. Wird es hier wirklich Schuhe geben? Was für eine abenteuerliche Vorstellung. Ich fange wieder an, still und leise zu beten. Dieses Mal das Vater unser. Ich habe mich auf der Steinstufe vor der Tür niedergelassen und ein Dorfpolizist nähert sich. Wird er mich als Vagabunden ansprechen? Nein. Er lächelt mich an und nickt. Dann geht er weiter. Nun ist es fünf vor elf. Ich bin völlig perplex, als um exakt elf Uhr mit dem Glockenschlag der Kirchturmuhr von innen ein Schlüssel herumgedreht wird. Sofort stehe ich auf und trete ein paar Schritte zurück. Von innen wird ein Fensterladen hochgezogen und die Türe öffnet sich. Zum Vorschein kommt tatsächlich ein Schuh- und Lederwarenladen. Er ist höchstens einen Gang breit. Aus Anstand warte ich noch einige Minuten, bevor ich dann den Laden mit meinem Rucksack betrete. Alles ist ziemlich dunkel und auf aller engstem Raum. Mit meinem Rucksack kann ich mich kaum richtig umdrehen. Darum nehme ich ihn ab und stelle ihn vor meine Füße. Ich stehe wohl der Besitzerin des Ladens gegenüber. Sie ist bestimmt schon um die Achtzig und grüßt mich sehr freundlich. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Gleich als erstes frage ich nach Schuhen: Größe 47. Dann folgt erst einmal Schweigen. Wie vom Blitz getroffen, verharrt die alte Dame hinter ihrem Tresen und starrt auf meine Füße. Sie reibt sich mit ihren Händen über den Mund und schüttelt sehr langsam ihren Kopf. Nun blickt sie mich direkt an und sagt sehr langsam „Cuarenta y siete - impossible“. Keine Chance. Entkräftet und deprimiert sacke ich auf den Anprobierschemel. Was habe ich denn erwartet? Habe ich wirklich geglaubt, dass man sich Schuhe einfach so herbei beten kann? Und Größe 47 ist ja nur die halbe Wahrheit. Eigentlich bräuchte ich 47 ½. Die Ladeninhaberin sieht mich verlegen an und zuckt mit den Achseln. Ich habe den Eindruck, dass sie gerade sehr betroffen ist, denn sie beißt sich seitlich in den Zeigefinger. Gerade geht die Tür mit einem Klingeln auf und eine junge spanische Kundin betritt den Laden. Die Besitzerin wendet sich nun von mir ab und lässt mich sitzen. Nachdem sie die Kundin begrüß hat, wendet sie noch einmal einen Blick auf mich, doch von jetzt an starre ich in den Boden. Ich habe meine Hände gefaltet und beginne wieder zu beten. Völlig überraschend lässt sie ihre Kundin stehen und wendet sich an mich. „Cuarenta y siete, momento“. Ein Gedankenblitz liegt in der Luft. Sie erzählt mir von einem übergroßen Paar Schuhen, die schon seit vielen Jahren in einer Holzschublade auf mich warten würden. Sie erinnere sich nur nicht mehr genau, in welcher der Schubladen sie verstaut wären. Dann geht sie umher und öffnet verschiedene Schubladen. Die spanische Kundin wird nun von der Tochter der alten Dame weiter bedient, die gerade eben eingetroffen ist. Und wieder öffnet die Dame eine Schublade. Und dann hält sie inne. Mit langen Atemzügen sieht sie hinein und nickt. Sie holt ein paar braune Wanderschuhe hervor, die unförmig groß und klobig aussehen. Sofort weiß ich: Lieber Gott, das sind sie! Das sind meine Schuhe! Das müssen sie sein. Riesengroß und breit. Ich kann mein Glück nicht fassen. Als mir die alte Dame die Schuhe in meine Hände übergibt, fließen mir Tränen von den Wangen. Die Schuhe sitzen wie angegossen. Zwar eng, aber sie passen. Diese Schuhe haben wohl Jahre lang nur auf mich gewartet. Ich lasse beide Schuhe an und packe meine Sandalen in den Rucksack. Die alte Dame bekommt leuchtende Augen und scheint ebenfalls sehr berührt zu sein, als sie mich so auf dem Schemel sieht. Sie ahnt wohl, was mir diese Schuhe bedeuten würden. Nun laufen mir die Tränen richtig hinunter und es verschnürt meine Kehle. Respektvoll geht sie also zu ihrer Tochter und mischt sich in das Verkaufsgespräch mit der spanischen Kundin. Erst als ich aufstehe, kommt sie zu mir zurück. Sie sieht mich lange an und macht mir dann einen Verlegenheitspreis: 15 Euro! Als ich gehe, kommt sie mir nach und umarmt mich vor ihrer Ladentüre. Sie macht mir mit ihren Fingern ein Kreuzzeichen auf die Stirn und wünscht mir einen Bon Camino! Als ich mich nach zweihundert Metern noch einmal umdrehe, steht sie noch immer da und sieht mir nach. Erst als ich um ein paar Ecken verschwunden bin, bücke ich mich und entferne das linke Schuhband. Der linke Schuh sitzt nun perfekt und wirkt wie ein Druckverband. Er presst meinen linken Fuß fest ein, während ich rechts bequem Platz habe. Gleich auf den ersten Metern hinter Santillana merke ich: Das tut unheimlich gut. Das eigentliche Wunder geschieht aber ganz im Stillen. Man merkt ja den Schmerz nur, wenn er da ist. Und nicht, wenn er nicht mehr da ist. Er war nicht mehr da! Mein Gebet wurde erhört! Oh Gott, ich kann wieder laufen! Gut sogar. Meine Gedanken schweifen endlich wieder um traumhafte Feldwege, Wiesen und Felder. Ich entdecke neue Blumen wie den Wiesenfenchel. Mein Bewusstsein kann sich wieder voll und ganz den schönen Seiten widmen. Ich danke Gott in einem sehr langen Gebet und gehe einfach vor mich hin. Weiter und immer weiter. Schritt für Schritt geht es hinauf auf einen Hügel. Von weiten her ist die alte Kirche San Pedro von Oreña sichtbar, ganz in Stein und mit flachem Dach. Erhaben über alles Weltliche. Hier bekomme ich Wasser und finde ein wenig Zeit für mich selbst. Die Kirche ist zwar verschlossen, aber ich genieße die Stille, die hier oben herrscht. Der weitere Weg verläuft in einer über und über grünen Landschaft. Am Horizont türmen sich Berge auf. Und da liegt Schnee! Mitten im Sommer. Pferde begleiten mich neugierig auf meinem Weg durch die „Prärie“. Und ich finde auch wieder Gefallen daran, ein wenig Weißbrot mit Salami in einem stillen und schattigen Eck zu genießen. Für eine halbe Stunde schlafe ich ein. Dann geht es mit großen Schritten voran Richtung Cóbreces. Immer wieder komme ich an vereinzelten Häusern vorbei, deren Gärten mit blühenden Geranien überwuchert sind. Mein Weg bietet mir ein sanftes Auf und Ab zwischen 50 und knapp 200 Höhenmetern und damit immer wieder fantastische Blicke durch die weitläufige und abwechslungsreiche Hügellandschaft. Niemals hätte ich mir „Spanien“ so vorgestellt. Angenehme Temperaturen, grüne Weiden, ländliches Leben und immer neue Aussichten auf das was gerade unter mir liegt, oder eben über mir liegt. Dann geht es wieder bergauf in zahllosen Serpentinen und Kurven. Hunde am Jakobsweg Nun erblicke ich weit weg von mir den ersten Pilger des Tages, der einsam seines Weges zieht. Ich gehe schon lange an einem Weidezaun entlang und nähere mich einem alten Gehöft. Wie immer, bellen mich auch hier die Hunde schwanzwedelnd an. Fast überall hier auf dem Weg gibt es Hunde. In jedem Vorgarten, auf jedem Hof. Und obwohl ich eigentlich ein wenig Angst vor Hunden habe, weiß ich: Hier werden sie mir nichts tun. Ich bin ein Pilger! So stehe ich also vor einem bellenden recht großen Hund. Und obwohl er nicht angebunden ist, habe ich heute keinerlei Angst. Aus der Stalltüre kommt ein spanischer Bauer, so in meinem Alter und geht in Richtung seines schwarzen Jeeps. Er schaut mich an und sieht seinen bellenden Hund. Auf Dialekt ruft er mir etwas zu, bestimmt so etwas wie „der tut nichts“. Dann dreht er um und bietet mir an, meine Wasserflasche mit frischem Wasser zu füllen. Das verschlafene Örtchen Cóbreces kommt näher. Am frühen Nachmittag stehe ich jetzt allein vor den Pforten des Zisternenklosters. Meine Schuhe lasse ich an. So klein ist die Welt Ich setzte mich nieder auf den Steinstufen des Empfangshauses. Gegen halb drei würde geöffnet sein. Zwei Pilger, die ich schon kenne, stoßen nun zu mir und setzten sich ebenfalls. Es ist Manu und der wortkarge Jesustyp. Wie immer oben ohne, vergammelt und abgemagert. Erst einmal sitzen wir nun ohne Worte alle drei auf den Steinstufen. Noch immer kommt mir Manu irgendwie bekannt vor. Und auch Manu hat immer noch das gleiche Gefühl. Doch woher sollten wir uns schon kennen? Beim Durchforsten unserer Vergangenheiten finden wir absolut keine Gemeinsamkeiten. Er kommt aus Spanien, ist Ingenieur der Kunststofftechnik und hat eine eigene Firma. Kennt er meinen Bruder, der mir ähnlich sieht und die gleiche Stimme wie ich hat? Er ist ebenfalls Ingenieur der Kunststofftechnik und hat ebenfalls seine eigene Firma. Er reist sicher viel umher und vielleicht kennen sich die beiden aus der Branche? Aber zugegeben, das wäre schon etwas weit hergeholt. Dann erzählt er mir, dass er Zulieferer für Audi ist. Auch mein Bruder hat dort Kontakte, glaube ich. Ich selbst bin aber in Ingolstadt kaum unterwegs. Manu nächtig auch nicht in Ingolstadt, sondern regelmäßig in einem kleinen Hotel in Velburg. Da macht es bei mir schlagartig Klick. In Velburg war ich die letzten Jahre einmal die Woche über Nacht, um Vorträge zu halten. Und als ich den Namen des Hotels sage, fängt Manu an zu lachen, steht auf und umarmt mich. Da haben wir uns also wohl jahrelang gesehen und nicht von einander Notiz genommen. Beide immer im strengen Anzug, das Laptop ausgebreitet und keine Zeit, sich mal die anderen Gäste anzusehen. Wir mussten uns also schon viele Male begegnet sein, ohne uns zu beachten. Wir kennen die gleiche Bedienung, die gleichen Leute, die gleichen Räumlichkeiten. Und doch sind wir uns bewusst noch nicht begegnet. Wie klein die Welt doch ist. Ganz ohne Geld am Jakobsweg Manu hat finanziell wohl alles erreicht im Leben. Er ist satt aber völlig ausgebrannt. Er sieht schon lange keinen Sinn mehr in seinem Tun, stellt einfach alles in Frage und wirkt nun, wo er so erzählt hilflos wie ein kleines Kind. Dass, was er sich am sehnlichsten gewünscht hätte, hatte er nicht: Kinder. Manu scheint das viele Geld, das er besitzt, zu verachten. Es beschert ihm kein Lebensglück, auf dessen Suche er nun ist. Er will deshalb den Jakobsweg ganz ohne Geld machen. Eine verrückte, aber nicht abwegige Idee. Was es heißt, ohne jegliches Geld unterwegs zu sein, kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Ich selbst wäre sicher schon am ersten Tag meiner Pilgerreise ohne Geld gescheitert. Klar, auch ich habe nicht vor, viel auszugeben. Ich mag keine Luxusunterkunft und auch für Essen möchte ich kaum etwas ausgeben. Nicht, weil ich es nicht habe, sondern weil es meinem Pilgergedanken zuwider läuft. Aber komplett ohne Geld. Da muss ich tief durchatmen. Was bedeutet das heute? Ohne Geld, das heißt, an Türen zu klopfen und zu betteln. Das bedeutet auch, von der Fürsorge anderer abhängig zu sein. Und zwar vollständig. Ja, das bedeutet buchstäblich von der Hand in den Mund zu leben. Donativo: Gegen eine Spende Manu erzählt mir, dass er gerade am Anfang Probleme gehabt hat, weil er ja nicht unbedingt in den billigsten Klamotten unterwegs war. Jetzt aber ist es kein Thema mehr, zu klopfen und zu fragen. Aber wie übernachten? Eine Pilgerherberge kostet zwar nicht viel, aber sie kostet. 5 Euro muss man einplanen. Wenn ich jetzt genau darüber nachdenke, stimmt das so allerdings nicht. Denn viele Pilgerherbergen nehmen keinen festen Geldbetrag, sondern bitten um ein „Donativo“ – eine Spende. Und wer nichts hat, kann auch nichts spenden. Jetzt nicht. Aber in seinem späteren Leben ganz gewiss. An der Türe klopfen, für ein Brot Wie kann man sich das vorstellen, wenn ein Pilger an einer Tür läutet (meistens klopft oder ruft, weil Türklingeln fehlen)? Gut, Manu ist Spanier. Er kann sich besser erklären. Aber ist spanisch da ein Vorteil? Wie oft hat er seine Geschichte schon erzählt? Und welche Geschichte erzählt er. Manu ist ganz sicher nicht der Typ, der einen auf Mitleid macht. Er ist besinnlich, fröhlich und geradeaus. Würde ich einem körperlich ausgemergelten Menschen, der einfach an meiner Haustüre steht zu Essen geben? Jein. Oder doch ja? So etwas ist mir noch nie passiert. Zeitschriftenverkäufer behandle ich je nach Laune oder persönlichem Eindruck. Und auch sonst engagiere ich mich vielerorts im Stillen, wenn ich kann. Aber das einer um Essen gebeten hat, das habe ich selbst noch niemals erlebt. Was also würde ich tun? Ich denke, verhungern lassen würde ich ihn nicht. Denn er ist mir sympathisch. Manu meint sogar, die Menschen erfahren so etwas wie eine kleine Befreiung, wenn sie ihm etwas geben. Er meint, dass die Menschen in den Häusern schon geweint haben, bestürzt waren und sich alte Ehepaare ganz beklommen umarmt haben. Selten jedenfalls werde er barsch zurück gewiesen. Und auch dann nehme er es an. Es sei sein Schicksal, und er danke auch denen von tiefsten inneren Herzen, die nichts geben. Er bete für die, die nur an den Gardinen stehen und sich nicht zu öffnen wagen. Manu reicht mir einen Apfel. Einen, den er selbst geschenkt bekommen hat. Ich nehme ihn an. Dennoch läuft es mir kalt den Rücken hinunter, als ich hineinbeiße. Der Mönch, der uns nicht mochte Der Mönch, der gerade gemächlich auf uns zukommt, öffnet uns die Pforte zum Empfangshäuschen. Doch er ist mir fremd. Obwohl er freundlich lächelt, habe ich keinen Zugang zu ihm. Gemeinsam haben wir das ungute Gefühl, nicht wirklich willkommen zu sein. Wobei – willkommen sind wir vielleicht schon. Dieses Merkwürdige vor ihm Stehen kann ich einfach nicht beschreiben. Die anderen haben es auch. So lassen wir uns einen Stempel für den Pilgerausweis geben und geben vor, dass es uns nur darum gegangen sei. Keiner von uns Dreien sagt noch irgendetwas vom Übernachten. Doch. Er ist nett. Und ja, in einem Kloster zu schlafen, wäre bestimmt wieder eine schöne Erfahrung. Aber das merkwürdige Bauchgefühl steht wie eine Wand zwischen ihm und uns. Wie sieht Gott aus? Ohne groß nachzudenken, machen wir uns noch auf zu einer weiteren Etappe nach Comillas. An meinen Fuß denke ich gar nicht mehr. Der Jesus-Typ, den Manu im Schlepptau hat, ist mir genauso fremd. Mit seinen schulterlangen braunen, struppigen Haaren und seinem langen Bart sieht er wirklich aus, wie einem Jesusbild entsprungen. Halbnackt pilgert er vor sich hin. Er ist ein Einzelgänger und sein Seelenleben durchblicke ich nicht. Er will es auch nicht. So könnte Jesus ausgesehen haben. Zumindest sieht er auf den Millionen von Heiligenbildern in aller Welt so aus. Aber genauso könnte auch ein Al-Kaida-Kämpfer aussehen. Eher jedenfalls, als wie einer, der in unserer westlichen Welt arbeitet. Und während wir uns so sehr an das Aussehen von Jesus gewöhnt haben, dass er uns trotz andersartigem Aussehen völlig vertraut ist, sind Muslime mit Bart für uns oft fremdartig. Trug Jesus überhaupt einen Bart? Wann wurde er zum ersten Mal gezeichnet? Entspringt das erste Bild Jesu der Fantasie eines Künstlers? Oder wurde es über die Jahrhunderte immer wieder an das gültige und vertraute Weltbild angepasst? Hat er sich also verändert? Und warum wird er jetzt nicht mehr angepasst? Schließlich haben sich die Welt und die Mode doch gerade in den letzten einhundert Jahren vollkommen verändert. Und wie sieht Gott selbst eigentlich aus? Ist er seinem Sohn irgendwie ähnlich? Auf all meine Fragen, die mir so beim Weitergehen kommen, habe ich keine Antwort. Ich hoffe, dass aus meinem Buch nie ein Zitat Jesus – Al Kaida falsch zitiert wird. Ich meine den Vergleich in keinster Weise böse oder respektlos. Was trennt überhaupt die Religionen? Ich selbst habe vor vielen Jahren die Bibel gelesen (manches habe ich ausgelassen) und vor vier Jahren habe ich auch den Koran gelesen, weil ich neugierig war. Und da ist wenig, was uns trennt. Vielmehr ist das meiste, das Allermeiste eine tiefgreifende Werteordnung, die uns verbindet. Abgesehen davon, dass es immer Zeiten gab und geben wird, an denen das Gemeinsame missachtet wird und nur das scheinbar Gegensätzliche zum Leitmotiv Generationen langer Auseinandersetzungen erhoben wird. Was würde Gott dazu sagen? Streitet auch er sich da oben um die Vorherrschaft mit anderen Göttern und Propheten? Oder schüttelt er einfach den Kopf darüber, weil es ihm völlig egal ist, wie wir Menschenwesen ihn nennen. Und welchen Namen wir ihm geben? Ja, ich glaube fest an eine höhere Gewalt. Und ja, es gibt wohl immer mehr Menschen, die zwar nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, gerne Kirchensteuer bezahlen und so fromm tun, wie das noch vor 60 Jahren der Fall war. Aber der Glaube an Gott ist, so erfahre ich hier, doch vorhanden. Und vielleicht nicht weniger als vor vielen Jahren. Es mag sein, dass die Kirche – als Institution einer gewissen Mode unterliegt, mal mehr und mal weniger populär ist. Aber Gott ist allgegenwärtig. Auch in den Köpfen vieler Pilger, die sich selbst als glaubenslos bezeichnen. Doch sie sind hier auf diesem Weg, um Gott zu erfahren! Das ewige Leben Ist der Sinn des Lebens das ewige Leben? Und wenn, was ist es, das ewige Leben? Wenn wir uns der Frage wissenschaftlich nähern, dann landen wir wieder bei der Philosophie. Doch was ist es? Ist das ewige Leben, das wir hier unten nicht umsonst sind, sondern irgendetwas Gutes weitergeben? Etwas, was nach uns fortlebt und vielleicht sogar hin und wieder an uns denken wird? Sind es die Gene, die wir bei der Zeugung „teilen“ und aus dem Gott dann ein neues menschliches Lebewesen erschafft? Ganz neu, ganz eigenständig und doch auf immer und ewig ein Teil von uns. Mit der heutigen Genforschung lassen sich bestimmte Gene, also Eigenschaften, die in die vier Stoffe Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin (A, T, G und C) gegossen sind, noch tausende Jahre zurückverfolgen. Es lassen sich Fragen beantworten, wohin Menschengruppen gezogen sind und woher sie ursprünglich stammen. Die Ur-Eva ist mitten unter uns Natürlich wird es keine Ur-Eva und keinen Ur-Adam geben, sondern einen fließenden Übergang, Abspaltungen, Wanderschaften und dann getrennt erfolgte Entwicklungen, die sich dann aber auch wieder vermischt haben. Aber es geht immer weiter. Wenn ich also heute noch Gene in meiner DNA trage, die schon vor Zehntausenden von Jahren eine Ur-Ur-Ur...-Oma weitergegeben hat, dann hat sie sich doch mit mir und den vielen anderen Nachfahren doch unsterblich gemacht! Es lebt noch immer etwas von ihr weiter. Vielleicht war es genau ihre Sturheit, die bei mir am Jakobsweg immer wieder durchgekommen ist. Oder vielleicht war auch sie hin und wieder nachdenklich, depressiv oder melancholisch. So wie ich. Ein ewiges Weitergeben Ist das ewige Leben also ein ewiges Weitergeben? Zumindest die Theorie könnte man so aufstellen. Was aber ist dann mit denjenigen, die kein leibliches Kind haben oder haben können? Auch hier könnten wir noch wahre Wunder in der Forschung erleben. Denn Gene sind wohl längst nicht so starr und unveränderlich, wie heute vielleicht noch angenommen. Gut denkbar, dass sie sich durch äußere Einwirkungen wie Erziehung, Nachahmung etc. „ein- und ausschalten“ können und sich auch dadurch „verändern“. Zwar wird ein adoptiertes Kind keine vererbten Elterngene tragen, aber es könnte dennoch durch Vorgänge, von denen wir noch heute kaum etwas wissen mancher Gen-Abschnitt an die Eltern angepasst werden. Es würde sich rentieren, zu untersuchen, ob und wie wir auch adoptierten Kindern genetisch etwas „mit auf den Weg“ geben können. Dauerhaft und weitervererbbar. Dass sich jedenfalls die Verdrahtung des Gehirns durch das Erlernen, Nachahmen und durch elterliche Vorbilder verändert, scheint gesichert zu sein. Warum soll man davon nicht etwas vererben können? Vielleicht entdecken wir eines Tages noch viel mehr, jenseits der Gene, die ja nur den Stand unseres heutigen Wissens markieren. Wir Menschen betrachten uns als den Gipfel der Schöpfung. Doch sind wir das? Oder sind wir lediglich die bunte Spielwiese, die aus den „primitiven Einzellern“ nur deshalb gerade aufblüht, weil uns das Universum mal eben einen relativ ruhigen kosmischen Zeitraum geschenkt hat? Die letzten 500.000 Jahre war es wohl einfach recht „easy“ für uns. Die Erde selbst besteht aber schon 4,6 Milliarden Jahre und hat schon deutlich unruhigere Zeiten hinter sich. Dennoch gibt es „Leben“ nach heutigem Stand wohl seit 4 Milliarden Jahren. Menschen glauben ja oft nur, was sie sehen. (Außer sie sind gerade eben auf dem Jakobsweg und lassen ihren Gedanken endlich wieder einmal völlig freien Lauf.) Wir wissen kaum etwas über das Leben in den Ozeanen, von denen mich zumindest der Atlantik stets zu meiner Rechten schon seit 12 Tagen begleitet. Das Leben ist universell. Und göttlich. Und noch weniger wissen wir über das Leben im Gestein. Richtig gelesen: Im Gestein! Erst jetzt entdecken wir langsam, dass tausende Meter unter uns, verborgen im Gestein, tatsächlich „primitive“ Lebewesen existieren. Extremophile nennen wir sie, weil sie an so extremen Orten (über)leben, dass wie sie dort noch vor wenigen Jahren niemals vermutet hätten. Manche von ihnen benötigen weder Sauerstoff noch Licht. Und dennoch tragen sie einen Teil des universellen Bauplans in sich, der das ewige Leben ausmachen könnte. Diese „Primitiven“ könnten es auch gewesen sein, die das aufkeimende Leben in der ersten wilden Geschichte unserer Erde immer wieder aufs Neue zum Leben erweckt haben, als es durch astronomische Katastrophen größtenteils ausgelöscht wurde. Und das könnte sogar des Öfteren geschehen sein. Vielleicht tragen diese Extremophile die Grundbausteine des Lebens in sich und können das Leben immer wieder neu entflammen. Nur genügend Zeit braucht es dann noch. Betrachtet man die Eigenschaften, die diese „Lebewesen“ haben können, dann kommt man ins Staunen. Manche können noch in kochendem Wasser leben, andere in Säure, wieder andere in lebensfeindlichem Salz oder unter gigantischem Druck. Auch Minusgrade sind für manche kein Problem oder das „Überwintern“ über Jahrtausende, um dann eines Tages wieder zum Leben zu erwachen, erscheint möglich. Selbst im Weltall, ganz ohne Atmosphäre und hohen Strahlungen ausgesetzt, kann dieses Leben doch überleben. Und auch mit Giftstoffen, Schwermetallen und sogar Uran sollen manche zurechtkommen. Selbst in Tschernobyl sollen heute an der Reaktorwand Extremophile leben, die anstatt Sonne radioaktive Strahlung mit Hilfe eines Pigments in Energie umsetzen können. [13] In unserer Welt scheint es also eine schier unendlich große Anzahl von Lebewesen zu geben, die durch ihre Robustheit und Wandlungsfähigkeit so gut wie überall zu Hause sind. Auch das scheint so etwas wie das ewige Leben zu sein. Das Leben an sich immer wieder auch in komplexeren Formen auch als Mehrzeller aufgekeimt, scheint also nur die Frage einer längeren und ruhigeren Zeitepoche zu sein, auf die es gewartet hat und in der es sich dann in verschwenderischer Schönheit entfalten kann. Selbst das Phänomen der die Zellteilung an sich erinnert an das ewige Leben. „Ganz die Mama!“ Vor vielen Jahrtausenden wussten die Menschen zwar noch nichts von einem Genom, aber dass bestimmte Eigenschaften des ersten auf den nächsten überspringen (also vererbt werden), das konnte doch durch bloße Beobachtung auch damals schon jedermann begreifen. Schon immer wird es den Spruch gegeben haben „das Kind ist ja ganz die Mama“. Und schon immer wird der Spruch „es ist ganz der Papa“ etwas „gefährlicher“ gewesen sein. Durch reine Beobachtung wurde mit Sicherheit der das „ewige Leben“ immer wieder beflügelt. Doch wie ist es entstanden, das Leben? Ich bin mir sicher, wir wissen heute noch gar nichts! Gottes Werk Natürlich kann es sein, dass bald auch in der Ursuppe eines Labors sich „zufällig“ die ersten Atome zu Aminosäuren zusammentun, die wiederum zur DNA werden und irgendwann zu einer Zelle und zu mehreren Zellen usw. Aber ist das ein Beweis für den Zufall und ein Beweis gegen Gott? Oder wäre das nicht vielmehr ein Beweis für Gott und für eine höhere Instanz, die eben alles so geschaffen hat, das sich Materie eben ganz einfach mit einem göttlichen Bauplan zu Leben formen möchte? Auch über unser Universum wissen wir noch nicht wirklich viel. Genauso wenig wissen wir über das Reich der kleinsten Dinge wirklich Bescheid. Noch suchen wir Leben immer da draußen, im Universum. Aber könnte nicht jedes Atom, jedes Elektron und jedes noch so winzige Quark wiederum selbst ein kleines Universum sein? Suchen wir nur in den falschen, also in unseren eigenen Dimensionen nach Leben? Dass Leben zumindest in uns selbst und in viel kleineren Dimensionen vorkommt, ist unumstritten, wenn man sich nur einmal die Darmflora ansieht. Warum also nicht auch in noch viel kleineren oder viel größeren Dimensionen. Auch wir selbst könnten ja, ohne es zu wissen, wiederum „in etwas anderem“ Leben. Undenkbar jedenfalls ist nichts (am Jakobsweg). Ja, es scheint mir hier am Weg sogar ausgesprochen unwahrscheinlich, das alles nur so ist, wie wir es uns mit unserer begrenzten Kapazität ausmalen können. Heute lachen wir über die Vorstellung, die Welt sei eine Scheibe. Über was werden unsere Nachfahren alles herzlich lachen können. Auf einer Wolke möchte ich nicht enden! Ob es nun auch für das Individuum an sich ein ewiges Leben gibt, ist eine ganz andere Frage. Zumindest für den Körper, der mit seinem Alterungsprozess automatisch an gleich viele Grenzen kommt, scheint das unsinnig zu sein. Doch was ist mit der Seele? Hier haben die Religionen ganz verschiedenartige Vorstellungen parat. Die Vorstellung, dass ich für immer und ewig in einem Himmel womöglich auf einer Wolke herumsitzen müsste, gefällt mir dabei am allerwenigsten. Viel eher schon gefällt mir da der Gedanke an eine Wiedergeburt. Egal, ob es dann ein „Abstieg“ oder ein „Aufstieg“ ist. Immerhin wäre ich dann mit meiner Seele wieder hier auf Erden, wo es mir gefällt. Das ewige Leben und der Kampf zwischen den Religionen hat mich nun ein gutes Stück begleitet und es ist Zeit für eine Pause. Direkt hinter einer Leitplanke. Manu teilte schon wieder einen erbettelten Apfel mit mir. Das ist ein komisches Gefühl. Der Jesustyp steuert geschenktes Brot bei. Von mir gibt es den letzten Rest Salami. Dort wo wir sitzen, wuchern wilde Möhren. Weil der Boden von den vergangenen Tagen noch feucht ist, kann ich sie ganz einfach bündelweise herausziehen. So habe auch ich etwas ganz Besonderes! Verpflegung aus dem Boden, das ist den beiden fremd. Klar, die wilden Möhren sind recht dünn und ziemlich holzig. Dafür kann man sie wunderbar kauen und den intensiven vitalen Geschmack genießen. Wilde Möhren sind weiß und ähneln am ehesten einer Petersilienwurzel oder superdünnen Pastinaken. Auch diese gehören wie die gezüchtete gelbe Rübe zur Familie der Doldenblütler. Und sie sind auch nicht giftig! Ein gemeinsames Mahl verbindet mehr, als tausend Worte Nach dem gemeinsamen Mal trennen sich unsere Wege. Für immer. Ich lasse los, sehe Manu und den Jesus-Typen verschwinden. Ich bin nicht traurig, denn so ist es auf dem Jakobsweg. Ich freue mich, die beiden getroffen und zu Manu Zugang gefunden zu haben. Jetzt gehen sie wieder ihren eigenen Weg. Heute ist ein Tag, der in meinem Gehirn wie eine ganze Woche wirkt. Es fließt alles, die Erlebnisse und das vom Gehirn erdachte könnten heute ein ganzes Buch füllen. Und ganz sicher hat mein Gehirn heute ein paar Verbindungen neu verdrahtet und entdeckt, dass man auch als Erwachsener so wie ein Kind völlig Neues, Positives erfahren kann. Viel zum nachdenken und viel zum mitnehmen. Und: Ich werde meine Erfahrungen an meine Kinder weitergeben! Die Stunden vergehen nun wieder im Alleingang. Meine Gedanken verlieren sich in der Weite, die vor mir liegt und ich werde wieder leer, denke nicht. Auf Kilometer 30 drängt sich dann ein sehr unangenehmer Pilger auf. Er kommt gerade aus einer Pension und versucht sich, an mich zu heften. Zu Hause hätte mein Anstandscodex sicher versucht, ihn wenigstens mit Smalltalk zu beglücken. Der Weg hat mich aber rauer und direkter gemacht. Vorgetäuschtes Sympathiegeplänkel ist vergebene Energie. Der andere läuft schnell, denn er beginnt seine Kilometer gerade erst. Ein Unsympath hoch zehn. Er nervt mich gleich auf den ersten Metern. Wie ein Blutsauger klebt er an mir. Fortwährend habe ich das ungute Gefühl, er würde mich herunter ziehen. Meine Batterien entladen und sich an mir aufladen. Ich muss mich befreien. Irgendetwas tief in mir sagt mir: Renne ihn tod! Schon wieder scheint mein Steinzeitgehirn die Kontrolle zu übernehmen. Aber dieses Mal bin ich voll und ganz damit einverstanden. Es überflutet mich erneut mit Hormonen irgendwelcher Hirnanhangdrüsen. In Gedanken bläht sich meine Aura auf. Und schlagartig spüre ich die Kraft des Jakobsweges. Ich werde schneller und schneller. Hinter mir höre ich seine keuchenden Schritte. Ich kann nicht umhin, ihm zu sagen, wo ich heute schon herkomme. Jetzt wird er sich noch mehr anstrengen und das Kräftemessen erwidern. Wie eine Maschine lege ich noch einen weiteren Gang zu und gewinne befreienden Abstand. Nur 50 Meter, aber er kann auch nicht aufholen. Noch immer redet er mit mir. Aber ich will ihn nicht an mir kleben haben. Viele Kilometer ziehe ich ihn hinterher. Der Abstand wird langsam größer, ohne dass ich mich verausgabe. Nun habe ich ein Tempo drauf, als hätte ich keinen Rucksack und als wäre ich gerade erst losgelaufen. Ich spüre eine unendliche Kraft in mir, die mich vorwärts treibt. Schnellen Schrittes und überglücklich komme ich in Comillas an. Ich scheine den Punkt erreicht zu haben, an dem die Glückshormone, eine Art natürlicher Opiate durch den Körper nur so sprudeln. Die Herberge ist das frühere Gefängnis in traumhafter Lage. Erhaben auf dem höchsten Punkt mit Rundblick auf das Meer und die Altstadt. Schön, sauber, frei! Einchecken, Wäsche waschen, einkaufen und ab in den Atlantik! Mein linker Fuß ist wie durch ein Wunder fast abgeschwollen und bestimmt wird mir nie im Leben ein Mediziner erklären können, warum. Waren es die Schuhe? Oder war es eine wahrhaft göttliche Fügung, die mir heute meinen Weg gerettet hat? Am Abend telefoniere ich noch mit meinen Kindern und meiner Frau. Alle sind sie froh, dass ich nicht abgebrochen habe und weiter gegangen bin. Auch zu Hause haben sie für mich gemeinsam gebetet. So kalt wie ich dachte, waren sie nicht. Conny kennt mich einfach nur zu gut, um zu wissen, wie sie mich zu etwas bewegen kann. Und ich gehe noch baden im Atlantik. Danach besorge ich mir ein wenig Salami, Weißbrot und Rotwein und setze mich auf eine schöne Holzbank im Vorgarten der Herberge. In der heutigen Nacht geht mir vieles durch den Kopf. Heute war wie eine kleine Weltreise. (c) Christian Seebauer Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Kste H1 Inhaltsverzeichnis POLANCO- COMILLAS Array ( ) Inhalt H2 zum Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Küste, Küstenweg Array ( ) Jakobsweg an der Küste, Burnout, Inhaltsverzeichnis H3 Array ( ) 1313Inhalt aus dem Buch BURNOUT: Eine Reise auf schmalem Grat , Jakobsweg an der Kueste und additive Fotos hier auf der Jakobsweg-Webseite (Fotos im Buch nicht enthalten)
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    Fotos zum Camino de la Costa/ Jakobsweg an der Kueste Beitrag Keywords zu diesem Jakobsweg-Beitrag:

    Camino de la Costa, Camino del Norte